essensstreik
: Meine Suppe, eure Suppe

Das hat die Oldenburger Ausländerbehörde ins Mark getroffen: dass Flüchtlinge es wagen, das ihnen angebotene Essen zu verweigern. „Nein, eure Suppe ess ich nicht!“? Das ist aber frech!

KOMMENTAR VON ARMIN SIMON

Dabei hat sich die Behörde die Suppe, in die ihr die Streikenden nun gespuckt haben, selbst eingebrockt. Jahrelang hat sie den Flüchtlingen buchstäblich Fraß vorsetzen lassen. Alle Beschwerden prallten an ihr ab. Kein Zufall: „Deutschland schmeckt nicht“ gehört zum Lagerkonzept. Das soll die Flüchtlinge schließlich zur möglichst baldigen Ausreise bewegen.

Genau deswegen ist der Essensstreik der Flüchtlinge auch eine solche Provokation. Mal im Ernst: Wenn jemand selber einkaufen und kochen möchte und das sogar noch billiger als die Kantinenversorgung ist – was spricht dann dagegen? Nichts. Und im Prinzip könnte es der Behörde auch völlig egal sein, ob die Flüchtlinge nun in der Kantine essen, oder sich, wie seit 16 Tagen der Fall, mit Essensspenden von außerhalb selbst versorgen.

Ist es ihr aber nicht. Stattdessen spricht sie von „Eskalation“ und „Aufstachelung“. Das Ziel: den Protest zu delegitimieren. Und kaum ist der Streit zwei Tage alt, lässt sie urplötzlich auftischen. Ein plumper Versuch, die Streikfront zu brechen: damit die Flüchtlinge nicht auf den Geschmack der Selbstorganisation kommen.