KOMMENTAR: TERESA HAVLICEK ÜBER BREMER LIBERALISMUS
: Im Griff des Karrieristen

Zu mehr Transparenz verpflichtet sich die FDP in ihren „Wiesbadener Grundsätzen“ von 1997 auch und gerade bei der Aufstellung von KandidatInnen. Politik solle „Sache der Bürger“, die Partei offener für deren Mitwirkung werden, ist dort zu lesen. Wer in Bremen FDP gewählt hat, dürfte das gemeint haben.

Doch Wiesbaden ist weit weg und 1997 lange her. FDP-Landeschef Oliver Möllenstädt war damals 19 Jahre alt und gerade bei der Landesvorstandswahl der niedersächsischen Jungen Union gescheitert. Er trat aus der CDU aus und in die FDP ein.

Fand er den Liberalismus so attraktiv? Glaube das, wer mag: Transparenz und Mitbestimmung zählen für ihn nur so lange, wie sie seine eigenen Interessen nicht gefährden. Und er kann es sich leisten: In Bremen ist Möllenstädt mittlerweile die FDP. Die Partei lässt sich von ihm die Kandidatenliste diktieren. Droht die Mitgliederabstimmung darüber brenzlig zu werden, macht man sie eben im Geheimen. Missstände, Kritik, Konflikte werden einzig durch anonyme Emails öffentlich.

Dabei dürfte die Liste der Kandidaten letztlich fast egal sein: Auf fünf Prozent kam die FDP bei den letzten Wahlprognosen für Bremen. Und wer ein liberales Bremen will, wird wissen: Möllenstädt ist genau dafür nicht der richtige Kandidat.