„Wir feiern mit bemalten Eiern“

OSTERN MUSLIMLISCH-PERSISCH Der Afghane Abdullah Ahrari hat seinen Kindern zuliebe lange Ostern gefeiert. Inzwischen begeht er wieder das persische Nouruz, das Ostern verblüffend ähnelt

■ 56, der Altenpfleger stammt aus Afghanistan und lebt bereits sei 34 Jahren in Deutschland. 1999 hat er in Hamburg den Pflegedienst „Ariana“ gegründet und 2011 die Interkulturelle Tagespflege.

Als Muslim habe ich mit Ostern eigentlich nichts zu tun. Als Afghane stamme ich aber aus dem persischen Kulturkreis und der kennt ein Fest, das Ostern sehr ähnlich ist: das Nouruz-Fest am 21. März, das Afghanen, Iraner, Kurden, Tadschiken, Usbeken feiern – die Völker des ganzen Vorderen Orients.

Nouruz bedeutet „neuer Tag“ und ist ein altiranisches Neujahrsfest, mit dem auch unser Kalender beginnt. Wir feiern es mit Lagerfeuer, bemalten Eiern, Pflanzen-Dekoration, gutem Essen und Trinken und Fröhlichkeit. Diese Parallelen sind kein Zufall: Ostern und Nouruz gehen auf indogermanische Frühlingsbräuche zurück, die sich durch die Völkerwanderung vor 3.500 Jahren über den Kontinent verteilten. Auch als Alexander der Große das altpersische Reich eroberte, hat er diese Bräuche nicht zerstören können. Und in Westeuropa hielten die Germanen so stark an ihren Ritualen fest, dass die christlichen Missionare sie mit der neuen Religion ummantelten. Die Wurzeln beider Feste sind also ähnlich, deshalb auch die Eier als Fruchtbarkeitssymbole zu Ostern und Nouruz.

Was mich betrifft: Ich lebe seit 34 Jahren in Deutschland. Während meiner siebenjährigen Ehe mit einer Deutschen, mit der ich zwei Kinder habe, habe ich Weihnachten und Ostern natürlich so gefeiert, wie es hier üblich ist. Das tun aber nicht viele Muslime aus dem iranischen Kulturkreis. Selbst Nouruz feiern nur wenige, denn sie glauben, dass sie damit etwas Unislamisches tun. Leider gibt es Imame, die das behaupten. Dabei konkurriert Nouruz als weltliches Fest gar nicht mit dem Islam.

Im Koran steht auch nicht, dass man kein Ostern feiern darf. Da steht vielmehr, dass man sich an das Land anpassen muss, in dem man lebt. Muslimen, die etwas anderes erzählen, sage ich: Das ist eure persönliche Haltung. Aber bringt nicht den Islam in Verruf.  PROTOKOLL: PS