Trostpflaster für die Hauptstadt

Gestern wurde der erste Spatenstich für die neue BND-Zentrale in der Chausseestraße in Mitte ausgeführt. Ab 2012 sollen dort statt ein paar Volxgolfern 4.000 Geheimdienstler ihr Werk verrichten. Das Gebäude ist der größte Neubau des Bundes in Berlin

von Uwe Rada

Als hätte es der Bundesnachrichtendienst schon vorher gewusst: Zur gestrigen Grundsteinlegung für die neue BND-Zentrale an der Chausseestraße warteten die Geheimdienstler mit einem besonderen Werbegeschenk auf – einer Plastikbox mit Heftpflasterstreifen. Was an und für sich recht albern geworden wäre, an diesem Tag hatte es seine Symbolik. Karlsruhe lässt Berlin im Regen, und der BND schenkt Berlin mit seinem Umzug von Pullach nach Mitte ein Trostpflaster.

Ansonsten aber bemühten sich alle Beteiligten um Normalität, allen voran Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg-Junge-Reyer (SPD). Die monatelangen Streitigkeiten um den Standort der neuen BND-Zentrale machte sie mit den Worten vergessen: „Herzlich willkommen in der Hauptstadt.“ Einzig die Tatsache, dass Junge-Reyer in ihrer holprigen Ansprache gleich fünfmal das Wort „herausragend“ verwandte, machte die Spannung deutlich, an der auch sie an diesem Tage stand.

Dabei hätte der Spatenstich ohne das Urteil des Karlsruher Verfassungsgerichts für den Senat ein Anlass zur Freude sein können. Das machte schon Florian Mausbach deutlich. Der ist als Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Bauherr und auch künftiger Eigentümer des 720 Millionen Euro teuren Neubaus. „Dieses hier ist der größte Bundesbau aller Zeiten“, sagte Mausbach. „Alleine das Hauptgebäude hat das Doppelte der Kubatur des alten Stadtschlosses.“ Man konnte der Stadtentwicklungssenatorin richtig ansehen, wie sie für einen Moment aufatmete.

Bis die 4.000 Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes an der Chausseestraße ihre Büros beziehen, werden aber noch ein paar Jahre die Panke hinabfließen. Erst 2012 soll der Bau nach den Entwürfen des Architekturbüros Kleiheus & Kleihues fertig sein. Bis zum März nächsten Jahres sollen erst einmal Bauzäune errichtet, Erschließungsstraßen angelegt und alte Gebäude auf dem Gelände abgerissen werden.

Trotzdem geht mit dem gestrigen Spatenstich auch in diesem Teil von Mitte die Nachwendezeit zu Ende. Ursprünglich sollte auf dem Gelände des früheren Stadions der Weltjugend eine Halle für die Olympischen Spiele 2000 errichtet werden. Doch bevor Berlin 1993 vom IOC aus dem Rennen gekickt wurde, war das Stadion abgebrochen. Der Metropolenwahn hatte aber auch sein Gutes: Seitdem tummelten sich „Volxgolfer“ auf dem Gelände. Damit ist nun Schluss.

Etwas schade fanden das gestern nur die Grünen. Sie protestierten am U-Bahnhof Schwartzkopffstraße gegen den „Spatenstich für ein Milliardengrab“. Zur Begründung sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Partei, Claudia Hämmerling. „Billiger wäre es gewesen, den Bundesnachrichtendienst im Gebäude des Flughafens Tempelhof unterzubringen.“

Angesichts der Kritik gibt sich BND-Präsident Ernst Uhrlau betont offen und versprach sogar, ein Besucherzentrum auf dem Gelände einzurichten. Außerdem soll, wie mit dem Bezirk Mite abgesprochen, die bislang verrohrte Panke in einem eigenen Grünzug renaturiert werden. Uhrlau wörtlich: „Wir wollen gute Nachbarn sein.“ Eines aber konnten die Schlapphüte auch gestern nicht lassen: Jeder, der zur Grundsteinlegung kam, wurde erst mal gefilmt.

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