Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Der heutige 9. November ist ein merkwürdiger Jubiläumstag. Nicht nur dass vor 21 Jahren die Mauer fiel und vor 72 Jahren in diesem Land die Synagogen brannten. Am 9. November 1918 wurde auch die Republik ausgerufen. Dies geschah sogar gleich zweimal: einmal durch den Sozialdemokraten Philipp Scheidemann am Reichstag und ein paar Stunden später am Berliner Schloss, wo der Kommunist Wilhelm Liebknecht die Räterepublik ausrief, was er ein paar Wochen später mit dem Leben bezahlte. Fünf Jahre später, am 9. November 1923, versucht Adolf Hitler zum ersten Mal, die Republik zu stürzen. Dass am 9. November 1953 in Kassel die erste Fußgängerzone auf deutschem Boden eröffnet wurde, ist dagegen eine Fußnote der Geschichte geblieben, obwohl damit die Teilung des Landes in eine Ostzone und eine Fußgängerzone besiegelt war. Das Maxim Gorki Theater hat heute eine Reihe von Veranstaltungen diesem vielschichtigen Datum gewidmet. Filme, eine Diskussionsrunde und ein geleiteter Stadtspaziergang mit Kopfhörern geben Gelegenheit, diesen Tag durch wechselnde Zeiten und Bedeutungen zu verfolgen.

Er wäre vielleicht einer der größten Dichter Deutschlands geworden, der Lyriker Georg Heym. Doch im Alter von 24 Jahren brach er beim Schlittschuhlaufen in der Havel ein und kam ums Leben. Die wenigen Gedichte, die er hinterließ, haben ihn trotzdem zum bedeutendsten Vertreter des Expressionismus gemacht. Im Theater unterm Dach präsentieren nun ein deutscher Schauspieler, ein kanadischer Kontrabassist und eine italienische Tänzerin ihre konzertante Performance „Heymweh“ um zwölf Texte von Georg Heym.

Im Haus der Berliner Festspiele beginnt am Donnerstag außerdem die Spielzeit Europa. Eröffnet wird sie mit der Berliner Premiere von „Continu“, dem neuen Tanzstück von Sasha Waltz.

■ Der 9. November: Maxim Gorki Theater, heute ab 12 Uhr

■ „Heymweh“: Theater unterm Dach, Do.–Fr.

■ „Continu“: Haus der Berliner Festspiele, Do.–So.