Tauziehen um Nordkorea

China führt Gespräche in Pjöngjang. US-Außenministerin Rice macht auf ihrer Ostasien-Tour in Südkorea Station

SEOUL/PEKING ap ■ Im Konflikt über den nordkoreanischen Atomwaffentest hat China die diplomatische Initiative ergriffen. Ein hochrangiger Gesandter Pekings, Tang Jiaxuan, traf gestern in Pjöngjang mit Staatschef Kim Jong Il zusammen. China ist der wichtigste Verbündete des nordkoreanischen Regimes. Beide Seiten hätten eingehend über den Atomkonflikt diskutiert, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking. Tang wurde von Vizeaußenminister Dai Bingguo und dem Unterhändler Pekings bei den zurzeit ausgesetzten Sechs-Parteien-Gesprächen begleitet.

US-Außenministerin Condoleeza Rice und die südkoreanische Führung bekräftigen in Seoul ihr gemeinsames Interesse an einer diplomatischen Lösung der Krise. Rice rief Nordkorea zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch ohne Vorbedingungen auf. Bei Treffen mit dem südkoreanischen Außenminister und designierten UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie Staatspräsident Roh Moo Hyun machte sie klar, dass Washington keinen Druck auf Südkorea ausüben werde, schärfere Maßnahmen gegen Nordkorea zu verhängen.

Roh erklärte, die Wirtschafts- und Tourismusprojekte der beiden koreanischen Staaten würden im Licht der neuen UN-Resolution überprüft. Seoul und Peking stehen außerdem der Inspektion von Frachtschiffen von und nach Nordkorea zurückhaltend gegenüber. Rice sagte, es gebe viele Wege, die verhängten Sanktionen umzusetzen, und dies sei Sache der Regierungen. Ban rief Nordkorea erneut auf, keinen zweiten Atomtest durchzuführen. Ein solcher Schritt werde eine „sehr viel ernstere“ Reaktion der internationalen Gemeinschaft auslösen, sagte er.