Karten spielen gegen Container

Sitzblockaden und Fahrrad-Demos: Im Wendland bereiten sich Castor-Gegner auf den nächsten Atommüll-Transport aus La Hague vor. Gerechnet wird mit einem Termin Mitte November

VON REIMAR PAUL

Bunten Widerstand kündigen die Atomkraftgegner im Wendland gegen den neuerlichen Atommülltransport nach Gorleben an. „Nach unseren Informationen soll der Transport mit zwölf Castor-Behältern zwischen dem 11. und 14. November vom französischen La Hague nach Gorleben rollen“, sagt Jochen Stay von der Initiative „X-tausendmal quer“. Von der Landesregierung in Hannover gibt es grundsätzlich keine Auskünfte zu den Castor-Terminen. Die zeitweise von Innenminister Uwe Schünemann (CDU) erwogene Aussetzung des Transports wegen Überlastung der Polizei im WM-Jahr ist in Hannover aber kein Thema mehr.

„Wir planen eine große Sitzblockade auf der Straße vor dem Castor-Verladekran in Dannenberg“, sagt Stay. Dort werden die Atommüll-Behälter vom Zug auf Lastwagen umgeladen. Die Atomkraftgegner wollen sich dem Transport „entschlossen in den Weg setzen und die Straße nicht freiwillig verlassen“. Daran beteiligt sich auch die wendländische Initiative „Widersetzen“. Bei den vergangenen Castortransporten hatte die Polizei die Straße zur Verladestation allerdings so massiv abgesperrt, dass es für die Atomgegner hier kein Durchkommen gab.

Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, die ebenfalls fest mit einem Transporttermin Mitte November rechnet, läutet die Proteste schon am Tag des Karnevalbeginns (11. 11.) mit einer Demonstration an den Gorlebener Atomanlagen ein. Andere Gruppen wollen mit Laternenumzügen, Fahrrad- und Skater-Demonstrationen gegen den Castortransport protestieren – auch eine Prozession mit Pferden und Kutschen ist angekündigt.

Mitte Oktober rückte die aus älteren Umweltschützern bestehende Initiative „Graue Zellen“ zu einer ersten so genannten „Stuhlprobe“ zum Dannenberger Verladebahnhof aus. Die SeniorInnen wollen an jedem Sonntag bis zum Castortransport in Sichtweite des Krans Karten spielen, Tee und Kaffee trinken sowie „Koch- und Widerstandskonzepte“ austauschen.

Diverse Sabotageaktionen haben die Polizei im Kreis Lüchow-Dannenberg bereits in diesem Monat auf Trab gehalten. Im Wald bei Leitstade brachten Unbekannte in der zweiten Oktoberwoche einen 25 Meter hohen Funkmast der Polizei zum Kippen. Spaziergänger hatten den neben seinem Fundament liegenden Mast entdeckt. Der Tatort liegt etwa 300 Meter von der Castorstrecke entfernt. Bei dem Anschlag wurden wohl die Muttern gelöst, mit denen der Mast an den Betonsockel angeschraubt war. Den Rest dürfte der Wind erledigt haben. Der Mast diente der Bundes- und Landespolizei für den Funkverkehr. Genutzt haben sollen ihn aber auch Rettungsdienste zur Kommunikation.

Für Aufsehen sorgte vor rund zehn Tagen auch ein rund 60 Zentimeter tiefes und 15 Zentimeter breites Lochs in Grippel auf der nach Gorleben führenden Straße – eine Stelle, die die Lastwagen passieren müssen. Zunächst hatte die Polizei vermutet, Castorgegner hätten in dem Loch ein Wasserrohr verstecken wollen, um am Transporttag die Fahrbahn unter Wasser zu setzen. Dann wurde über Vorbereitungen zu einer Ankettaktion spekuliert. 2005 hatten sich Landwirte auf dieser Straße so geschickt an einen Steinblock und einen Trecker gekettet, dass es der Polizei erst nach Stunden und mit schwerem Gerät gelang, die Blockade zu beenden.