Das Comeback der Retter

FC ST. PAULI Corny Littmann und Marcus Schulz wollen in neuen Funktionen wieder beim Kiezclub mitmischen – was im Verein auf geteiltes Echo stößt

Die Jahreshauptversammlung findet am kommenden Sonntag ab 14 Uhr und am Montag ab 18.30 Uhr im CCH statt.

■ Tagesordnung: Am Sonntag soll das neue Präsidium gewählt werden, am Montag der Aufsichtsrat.

■ Kandidaten: Neben den drei verbliebenen Präsidiumsmitgliedern stehen erstmals der frühere Spieler Jens Duve und Ex-Bänker Tjark Woydt zur Wahl.

Sie haben den FC St. Pauli vor der Insolvenz bewahrt, aus den Niederungen der dritten Liga geführt und dem Millerntor ein bundesligataugliches Stadion beschert: Ex-Präsident Corny Littmann und sein Vize Marcus Schulz. Doch auch nach ihrem Abtritt im Mai können die Retter des Traditionsclubs nicht vom Verein lassen: Am Sonntag will Littmann auf der Mitgliederversammlung Ehrenpräsident und Schulz Aufsichtsrat des Kiez-Clubs werden – zwei Ansinnen, die im Verein nicht nur auf Begeisterung stoßen.

Besonders die Ehrenpräsidentschaft Littmanns, für die vor allem Trainer Holger Stanislawski in die Bütt steigt, ist vereinsintern umstritten; Aufsichts- und Ehrenrat sind eher dagegen. Ihr Argument: Ein solcher Titel sollte nicht ein halbes Jahr nach der Amtsaufgabe vergeben werden, sondern erst wenn sich das Wirken des zu Ehrenden nach Jahren als nachhaltig für den Verein erwiesen hat.

Bei vielen Vereinsverantwortlichen ist der Eindruck entstanden, dass vor allem Littmann selbst seine Ehrung betreibt. Dass auch Mitglieder der von Littmann betriebenen „Service GmbH“, die das Stadion-Catering abwickelt, angehalten wurden, den Antrag zur Ehrung ihres Chefs zu unterzeichnen, hinterließe da „ein Geschmäckle“.

Zudem gilt Littmann trotz seiner unbestrittenen Erfolge als Clubchef vereinsintern als Reizfigur, dem während seiner Amtszeit der Ruf vorauseilte, die Vereinssatzung konsequent zu ignorieren. Das würde nun erneut geschehen: Die Satzung sieht den Titel des Ehrenpräsidenten nicht vor, und müsste dafür erst geändert werden. Und für besondere Auszeichnungen von Mitgliedern ist laut Satzung allein der Ehrenrat zuständig.

Der aber will am Sonntag auf Nichtbefassung des Antrags plädieren, um frisch zugeschüttete Gräben nicht wieder aufzureißen. „Littmann hat sich während seiner Amtszeit gerühmt zum Wohle des Vereins mehrfach die Satzung ignoriert zu haben, er ist nicht satzungskonform abgetreten, da ist es nur konsequent wenn er unter Umgehung der Satzung Ehrenpräsident wird“, ätzt einer der Aufsichtsräte.

Kaum weniger Wirbel löst die Aufsichtsratskandidatur von Marcus Schulz aus. Der Grund: Schulz wollte Littmann als Präsident beerben, taktierte sich aber ins Abseits und wurde von den Präsidiumskollegen abserviert, die er jetzt als Aufsichtsrat kontrollieren will. Zwar betonte Schulz auf seiner Kandidatenvorstellung glaubhaft, er wolle „keine schmutzige Wäsche waschen“, eine schlüssige Antwort aber, warum er für das Gremium kandidiere, blieb er schuldig. Zudem unterlief ihm ein Fauxpas: Er plauderte auf der Kandidatenpräsentation öffentlich aus, mit welchem Abstimmungsergebnis er in geheimer Präsidiumssitzung ausgebootet wurde. Ein klarer Pflichtverstoß, der ihn für einige Mitglieder nicht gerade für einen Aufsichtsratsposten prädestiniert. MARCO CARINI