Bergbau-Nordwanderung
: Nur ein schlechter Witz

Im südlichen Münsterland weiß jeder, was von der Nordwanderung des Bergbaus zu halten ist: Die Pläne für die Erschließung des Kokskohlenfelds Donar nördlich von Hamm sind ein Witz. Denn die hochsubventionierte RAG als letzter deutscher Steinkohleförderer vergräbt zwischen den Städtchen Werne, Drensteinfurt und Walstedde bereits seit Jahrzehnten Steuermillionen. Alle Jahre wieder werden auf irgendwelchen Äckern Fördertürme aufgebaut, die zur Erschließung des Donar-Feldes dienen sollen – und wieder abgerissen.

KOMMENTAR VON ANDREAS WYPUTTA

Dabei glauben selbst die Verantwortlichen der RAG nicht an einen Erfolg des Projekts: Das nächstliegende Bergwerk Radbod stellte seine Förderung bereits 1990 ein. An eine kostengünstige Förderung ist damit nicht mehr zu denken – stattdessen soll die Kohle nun unter Tage kilometerweit zur Zeche Heinrich Robert transportiert werden.

All das wissen die Bergbauingenieure der RAG natürlich selbst am besten. Und doch zeigt sich die Konzernführung rund um Ex-Bundeswirtschaftsminister Werner Müller kaltlächelnd-zynisch: Die Nordwanderungspläne sind nicht mehr als eine Karte im Poker um den Börsengang der RAG. Der Bergbau hat Perspektive, soll Kohlekumpeln und Politik signalisiert werden.

Ziel dieses Deals bleibt die Abtrennung des „schwarzen Bereichs“ der Steinkohle. Während Müller mit seinem aus Degussa und Steag geschmiedeten Chemie- und Energiekonzern an die Börse will, soll die Öffentlichkeit auf den Altlasten der Kohle sitzen bleiben. Und die sind bis heute kaum überschaubar: In den Bergbaugebieten drohen nicht nur Gebäudeschäden durch Bergsenkungen – an Ruhr und Emscher etwa muss die so genannte „Wasserhaltung“ ewig laufen, um Überschwemmungen zu vermeiden. Den erklärten Willen der Politik zum Ausstieg aus der Steinkohle ignoriert die RAG-Führung um Müller dennoch – und schadet so allen.