Wolfsburgs Stürmer Mike Hanke
: Der Unspektakuläre

Wenn der Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg sich in einem Spiel drei echte Tormöglichkeiten erarbeitet, muss man fast von einer Chancen-Bonanza sprechen. So gesehen muss der Mann des Tages beim 1:1 gegen den VfB Stuttgart Stürmer Mike Hanke gewesen sein, der stets beteiligt war. Hanke schoss den Führungstreffer (26.), das heißt er schloss ein seltenes, aber umso fulminanteres Stück Hochgeschwindigkeitsfußball ab, das dem linken Flügel Sarpei und Krzynowek gelungen war.

Hanke war auch Vorbereiter einer Großchance seines neuen Sturmkollegen Boakye (28.). Und er vergab früh eine so genannte Hundertprozentige (3.). “Die Leichteren sind meist die Schwierigeren“, sagte Hanke hinterher. Das ist eine Erfahrung, die auf ihn definitiv zutrifft. Er schießt Tore, zuvor das Siegtor beim einzigen Saisonsieg gegen die Bayern, aber es sind nicht viele. Und er tut sich unsagbar schwer. Damit steht er pars pro toto für den ganzen VfL Wolfsburg. Dass das eine mit dem anderen zusammenhängt, ist keine Frage. Die Frage ist: Wie?

Hanke, 22, ist 2005 aus Schalke gekommen und ein gut ausgebildeter Teamspieler. Er kann prächtig köpfen, mächtig kämpfen und gut ablegen. Deshalb hat er auch einen festen Platz im DFB-Kader. Anderes kann er weniger gut, zum Beispiel Raum gewinnen mit dem Ball am Fuß. Eine Toremaschine war er nie.

Im Vergleich wirkte der derzeitige Liga-Schützenkönig Mario Gomez ungleich spektakulärer. Gomez erzielte mit seinem fünften Saisontor den Ausgleich für den VfB und hatte gegen Spielende noch drei große Szenen. Aber bei Stuttgart, so scheint es, wird von Trainer Armin Veh auch gerade an einem neuen Kombinationsfußball gefeilt. Der bringt Gomez in Stellung.

Beim VfL Wolfsburg dagegen feilt Trainer Klaus Augenthaler primär an der Stabilisierung der Defensive. Auch das mit Erfolg, wie neun Gegentore in acht Spielen ausweisen. Dafür hat man aber halt nur fünfmal getroffen. Aber Augenthalers Strategie basiert eben auch darauf, dass man auf Flugbälle und Standards setzt und seine wenigen Chancen verdammt noch mal zu nutzen hat. Hanke hatte zwei, nutzte eine. Nicht schlecht. Aber zu wenig.

Peter Unfried