Betrugsverdacht gegen Hamburger Internisten

ÄRZTE Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Mediziner, der zu viel abrechnet haben soll

Behandlungsräume und Wohnung eines Hamburger Facharztes für Innere Medizin hat die Polizei am Mittwoch durchsucht. Sie ermittelt gegen den 54-Jährigen wegen Betrugsverdachts. Bis zu 89 Hausbesuche pro Tag soll er abgerechnet haben, außerdem Gespräche zur Empfängnisverhütung mit Kleinkindern und Senioren, berichtet NDR Info. Ermittler stellten Patienten- und Abrechnungsakten sicher.

Die AOK Niedersachsen brachte die Ermittlungen im April 2010 mit einer Strafanzeige ins Rollen. Möglicherweise geschädigt seien der Staatsanwaltschaft zufolge auch die Techniker Krankenkasse, die AOK Hamburg / Rheinland und die DAK. „Sein Verhalten war hochgradig auffällig“, sagt der Sprecher der AOK Niedersachsen Klaus Altmann. Auf die Unregelmäßigkeiten war die Kasse Ende 2009 durch Patienten aufmerksam geworden, die eine ihrer Meinung nach zu Unrecht gezahlte Praxisgebühr zurückforderten.

Dabei sind die einzelnen Posten auf der Abrechnung nicht besonders hoch: Für ein Gespräch zur Empfängnisverhütung bekommt ein Arzt laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) Hamburg sieben Euro und für Hausbesuche 15,40 Euro. Über die KV rechnen die Ärzte mit den Kassen ab. Dort werden alle eingereichten Unterlagen elektronisch kontrolliert. „Bei Auffälligkeiten schauen sich Mitarbeiter die Fälle genauer an“, sagt Barbara Heidenreich, Sprecherin der KV Hamburg. Das System prüfe, ob die Regeln eingehalten werden, zum Beispiel ob die Leistungen zu der Qualifikation des Arztes passen. Krankenkassen kontrollierten anders, sie könnten die Abrechnungen mit den Patientendaten abgleichen. Auf die habe die KV keinen Zugriff.

Über die Höhe des Schadens ist noch nichts bekannt – die Staatsanwaltschaft prüft die beschlagnahmten Akten. Dies werde einige Zeit in Anspruch nehmen, heißt es aus der Behörde. Sollte der Arzt wegen Abrechnungsbetrugs verurteilt werden, könnte ihm die Ärztekammer die kassenärztliche Zulassung entziehen. (dpa/taz)