Auf die Spitze getrieben

FORSCHUNG Immer mehr Tierversuche in Berlin. Bundesweit ist die Stadt damit weit vorne

Die Zahl der Anträge für Tierversuche für neue wissenschaftliche Erkenntnisse ist in Berlin weiter gestiegen. „Wir haben jetzt rund 380 Anträge im Jahr, früher waren es 280“, sagte Tierarzt Gerhart Tetzlaff, der die Anträge im Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) prüft. Er geht davon aus, dass auch die Zahl der Versuchstiere weiter steigt. 2012 waren es rund 436.000, meistens Mäuse. 2013 werde diese Zahl voraussichtlich höher liegen. Noch sei nicht alles zusammengerechnet. Hauptgrund für diese Entwicklung sei der hohe Anteil biomedizinischer und genetischer Forschung in der Stadt. Bundesweit liege Berlin bei der Zahl der genehmigten Tierversuche mit an der Spitze.

Für Forscher sei es mit großem Aufwand verbunden, einen Tierversuch beim Lageso durchzubekommen, sagte Tetzlaff. Drei Viertel aller Anträge gingen beim ersten Mal zurück. Denn die Behörde prüfe bis ins Detail, ob der Tierversuch für neue Erkenntnisse nötig ist und es keine Alternativmethoden gibt. Geprüft werde auch, ob der Wunsch der Wissenschaftler unangemessenes Leiden für Tiere bedeutet. Rund fünf Prozent der Anträge würden abgelehnt.

Kritik von Tierschützern

Tierschützer über dennoch scharfe Kritik. Am 26. April rufen sie in Berlin zu einer Großdemonstration gegen Tierversuche auf. Grund: Die Versuche müssten von deutschen Behörden genehmigt werden, wenn sie formal richtig begründet seien. Das verstoße gegen die EU-Tierschutzrichtlinie und müsse im deutschen Gesetz geändert werden. „Der Anstieg der Tierversuche ist nicht mehr zu rechtfertigen, denn für viele Versuche gibt es inzwischen Alternativmethoden“, sagt Wolfgang Apel, Präsident der Berliner Tierschutzvereins. Bundesweit seien rund drei Millionen Tiere oft qualvollen Versuchen ausgesetzt. (dpa)