Show-Down beim Bezahlstudium

In Schwerin verhandelt Schwarz-Rot über Studiengebühren. Die kostenlose Uni-Kiel hat zehn Prozent mehr Erstsemester. Postleitzahlen sollen zeigen, ob es Gebührenflucht gibt

Noch sind die beiden Nord-Bundesländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern studiengebührenfrei. Bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD in Schwerin entscheidet sich jetzt, ob das so bleibt. Beide Fraktionen hielten sich im Vorfeld bedeckt.

Nach einer Meldung der Netzzeitung mvregio soll der parteilose und als SPD-nah geltende Wissenschaftsminister Hans-Robert Metelmann für eine abgewandelte Form von „Studienbeiträgen“ sein. Dies gehe aus einem internen Protokoll hervor.

„So ein Papier gibt es nicht“, sagt seine Sprecherin Johanna Hermann. Die SPD sei eindeutig gegen Gebühren, „das ist uns sehr wichtig“. Und auch die CDU hat es nicht eilig, wie Fraktionspressesprecher Wolfram Axthelm sagt: „Unsere Position ist, dass wir zunächst die Erfahrungen anderer Bundesländer abwarten wollen.“

Somit muss sich Schleswig-Holsteins Wissenschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) wohl weiter in Geduld üben. In seiner Schublade schlummert ein Gebührengesetz für den Fall, dass sein Land als einzige gebührenfreie Insel übrig bliebe.

Schon die Gebühren in Niedersachen, so titelten unlängst die Lübecker Nachrichten, führten zu einem „Ansturm auf die Unis im Norden“. Die Uni Flensburg meldete ein Drittel, die Uni Kiel ein Viertel und die Uni Lübeck 20 Prozent mehr Bewerber. Offenbar bewarben sich viele mehrfach. So schrieben sich an der Flensburger Förde mit 861 sogar weniger Erstsemestler ein als im Vorjahr (941). Die Uni-Kiel hat dagegen rund 400 Erstsemester mehr als im Vorjahr – ein Plus von zehn Prozent. Eine Postleitzahlenanalyse soll klären, ob es Gebührenflüchtlinge sind.

In Schwerin fürchtet man diese übrigens nicht. „Wir sind nicht unglücklich, wenn Studierende zu uns kommen“, sagt Axthelm. „Der ein oder andere bliebt im Land.“ KAJ