Bark Avenue

Heute erscheint die erste Ausgabe von „Dogs“, dem Hochglanzmagazin zum vierbeinigen Lifestyle-Accessoire. Parallel dazu startet bei Vox „Deutschland sucht den Superhund“ – zum Jaulen? Und ob!

Mit Lassie fing alles an: Der treuste und klügste Hund der Welt kehrt unter Einsatz seines Lebens zu seinem jungen Frauchen zurück, das ohne ihn kaum leben kann.

Die Ära des Hundes als „bester Freund des Menschen“ brach mit der hübschen Collie-Hündin an, die es übrigens als einer von zwei Hunden zu einem Stern auf dem „Hollywood Walk of Fame“ gebracht hat. Die frühere Rolle des Hundes als Wächter von Haus und Hof wandelte sich in die des treuen Freundes, der seinen Platz nicht mehr angekettet vor dem Haus hatte, sondern sich nun bequem auf die Familiencouch fläzen durfte. Das verdankt er der Erfindung der Alarmanlage.

Wer seine Pfoten allerdings unter den Familientisch streckt, der muss auch Manieren lernen. Also nicht mit ins Bett springen und sabbern oder bettelnd am Tisch sitzen. Nicht bellen, auf keinen Fall beißen, und am besten auch nicht haaren. Ist ja eklig.

Seit er für den Schutz des Menschen nicht mehr unersetzlich ist, hat sich der Hund zum Lifestyle-Accessoire entwickelt. Der manierliche und in jedem Fall gepflegte Vierbeiner ist ein Statussymbol für ein gut verdienendes, naturverbundenes, aber durchaus trendbewusstes Herrchen oder Frauchen geworden. Für genau diesen Typus hat der Hamburger Verlag Gruner + Jahr ein Magazin entwickelt, das heute auf den Markt kommt. Anders als der prominente Vorgänger Ein Herz für Tiere aus dem Gong-Verlag, der mehr Richtung Ratgeber tendiert, ist das neue Dogs (wie sonst) ein Hochglanz-Produkt, das wie Park Avenue für Hundehalter wirkt. In bester Qualität werden hier ganzseitige Hundeporträts von Starfotografen präsentiert und darüber gesprochen, dass „auf seine Art jeder Hund ein geborenes Model“ sei. Daneben wird die Hundemotiv-Tapete für jedes Ambiente vorgestellt und Elisabeth Mann-Borgeses Verhältnis zu ihren liebsten Vierbeinern vorgestellt. Sie brachte ihnen das Klavierspielen bei. Bezeichnend auch die Kolumne: „Ich habe immer schon einen Hund gewollt, aber bisher hat es nie gepasst – die Karriere, die Dienstreisen. Also habe ich jeden Hund gestreichelt, der mir über den Weg lief, immer ein bisschen sehnsüchtig, immer denkend: irgend- wann …“ Das Wort „Hund“ könnte man hier durch „Kind“ ersetzen – schon hat man die nächste Rolle, in die der Hund gesteckt wird: die des Ersatz-Kindes. Anstatt Windeln zu wechseln liest man das Hunde-„Geschäft“ in Plastiktüten von der Straße auf.

Chefredakteur Thomas Niederste-Werbeck hat das Dogs-Format Anfang des Jahres beim internen Gruner + Jahr-Wettbewerb „Redaktionelle Ideen-Olympiade“ eingereicht und damit den ersten Platz eingeheimst. Das hieß in diesem Fall: Zumindest für drei Ausgaben kommt das 3,90 Euro teure Heft nun alle zwei Monate auf den Markt. Niederste-Werbeck, der neben Dogs das Interior-Design-Magazin Decoration leitet, bezeichnet die Hundezeitschrift als die Erfüllung eines Traums. Als Vorgesetzter einer reinen Frauenredaktion darf er sich nun Gedanken über den Hund als Flirtfaktor machen.

Kaum war die Heftidee geboren, trat auch schon der ebenfalls zum Bertelsmann-Konzern gehörende Fernsehsender Vox an Gruner + Jahr heran. Sie haben den Hund schon länger als konsumträchtiges Thema entdeckt und starten nun in Kooperation mit Dogs die ebenfalls heute startende Serie „Top Dog – Deutschland sucht den Superhund“. Um was es darin geht, erklärt sich wohl von selbst. Superstar Hund tritt ins Rampenlicht und verdrängt die gerade noch dort präsentierten singenden Teenies. Nach unfreiwilligen Auftritten in den Armen von Paris Hilton und Co. bekommt der Hund als Superstar nun seine eigene Sendung. Kinder und Tiere ziehen eben immer.

BARBARA BEHRENDT