Bundesadler fliegt bald EADS

Regierung will gemeinsam mit privaten Unternehmen bei der Mutter des Airbus-Konzerns einsteigen. Dort sollen angeblich bis zu 10.000 Arbeitsplätze wegfallen

BERLIN taz ■ Das Ziel ist klar, das Vorbild auch: Die Bundesregierung will beim europäischen Rüstungs- und Luftfahrtkonzern EADS einsteigen. Allerdings nicht alleine, sondern gemeinsam mit „privaten Partnern“. Das bestätigte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm gestern in Berlin. Diese Lösung entspräche der Konstruktion des französischen Anteils: Den teilen sich der französische Staat und die Unternehmensgruppe Lagardère.

Bislang halten die Franzosen und der deutsch-amerikanische Konzern DaimlerChrysler je 22,5 Prozent der EADS-Anteile. DaimlerChrysler hat jedoch angekündigt, seinen Anteil auf 15 Prozent zu reduzieren. Die dann entstehende Lücke will die Bundesregierung nun schließen. „Es geht um eine langfristig stabile Aktionärsbasis, mit der die deutsch-französische Balance sichergestellt werden kann“, sagte Wilhelm. Spekuliert wird, dass die Deutsche Bank oder Goldman Sachs bei EADS mit einsteigen wollen.

EADS hat ein Problem mit seiner Tochter Airbus. Der Flugzeugbauer ist mit der Produktion und Auslieferung seines Prestigeprojektes A 380 mächtig in Verzug. Der erste Riesenflieger wird vermutlich erst in der zweiten Hälfte 2007 ausgeliefert – zwei Jahre später als geplant. Strafzahlungen und Einnahmeausfälle summieren sich nach Angaben von Airbus-Finanzchef Andreas Sperl auf 4,8 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass der A 380 nicht ab dem 271. verkauften Flugzeug Gewinn erwirtschaften wird, sondern erst ab Nummer 421.

Ziel einer staatlichen Beteiligung wäre es, in der Zwischenzeit „qualifizierte Arbeitsplätze zu sichern“, sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) der SZ. Die Entscheidung scheint zu drängen. Denn am Wochenende hatte Focus Online berichtet, die französischen Anteilseigner wollten bei Airbus und den Zulieferern 10.000 Arbeitsplätze abbauen. Dabei hatte das Unternehmen erst in der vergangenen Woche eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften abgeschlossen, nach der die Arbeitszeit relativ flexibel an die jeweils erforderlichen Kapazitäten angepasst werden kann. Danach müssen bereits 1.000 Leiharbeiter gehen.

Bei der IG Metall wunderte man sich deshalb über die neuen Abbauzahlen. „Airbus ist ja kein Sanierungsfall“, sagte Daniel Friedrich, Sprecher des IG Metall-Bezirks Küste, der taz. Tatsächlich hat das Tochterunternehmen in den vergangenen Jahren vor allem Gewinne zum Konzernergebnis beigetragen. „Das Problem ist, dass der A 380 nicht schnell genug fertig wird“, so Friedrich. „Aber das wird durch eine Schließung von Standorten nicht gelöst.“ Deshalb begrüßt er die Pläne der Bundesregierung. „Wir schreien nicht nach dem Staat“, sagt Friedrich. „Aber EADS braucht Investoren, die ein nachhaltiges Interesse an der langfristigen Entwicklung des Unternehmens haben.“ BEATE WILLMS