NEUE IDEEN UND PROJEKTE ENTSTEHEN AUS DEM NICHTS – ALSO AM BESTEN BEI EINEM ABEND VOR DEM FERNSEHER
: Auf TV-Urlaub

AMBROS WAIBEL

Gerade habe ich in der Süddeutschen Zeitung ein Interview mit Martin Kusej gelesen. Kusej ist Intendant am Münchner Residenztheater und schon sehr alt – er ist sieben Jahre älter als ich. Ich kann nicht sagen, dass ich Martin Kusej kenne. Aber ich habe 1998 mal einen Nachmittag lang mit ihm im dunklen Mannheimer Nationaltheater gesessen und – wenn ich mich richtig erinnere – auch in der Wirtschaft, wo Johann Kresnik Abend für Abend mit seinem Regieteam bei Exportbier tagte.

Kusej stammt wie Kresnik aus Kärnten; und Kresnik erzählte in diesen Mannheimer Stunden, dass Kusej ihn, den in Deutschland erfolgreichen Landsmann, irgendwann Anfang der Neunziger um Hilfe gebeten habe, um endlich aus der österreichischen Winkelexistenz herauszukommen. Heute wird Kusej als heißester Kandidat für den Posten des Wiener Burgtheaterdirektors gehandelt. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich Burgtheaterdirektor heißt, aber es klingt richtig, weil es so nach Thomas Bernhard klingt.

Kusej wurde also jetzt in diesem SZ-Interview gefragt, was er sich als Intendant eines Tankers wie des Residenztheaters nicht mehr gönnen könne. Er antwortete ungefähr so: Er habe keine Zeit mehr, einen Abend sinnlos vor dem Fernseher zu verbringen und sich irgendeinen Schmarrn reinzuziehen, um auf diese Weise die Batterien wieder aufzuladen. Auf die Frage, ob er ans Burgtheater geht, antwortet er ausweichend.

Und wie ich jetzt die Zeitung weglege, merke ich, dass ich heute Abend den ersten Abend seit Monaten allein zu Hause sitze; und da das Münchner Residenztheater meiner nun keinesfalls bedarf, beschließe ich mal, den Fernseher einzuschalten, weil meine Batterien auch eine Aufladung vertragen können. Zuerst schaue ich mir „Borgen“ an, die dänische Politserie, von der ich schon viel gehört, die ich aber noch nie gesehen habe. Nach der zweiten Folge habe ich die Dramaturgie der Serie raus. Dann gucke ich „Menschen bei Maischberger“. Sandra Maischberger ist auch schon recht alt – sie ist zwei Jahre älter als ich – ,aber sie hat noch immer diesen Mädchencharme von damals, als sie im BR „Live aus dem Schlachthof“ moderierte.

Maischberger spricht mit alten Herrschaften über die großen Fragen des Lebens. Der Abgeklärteste ist Joachim Fuchsberger: Er hat auf der Intensivstation ein Buch geschrieben und es gelingt ihm, auch bei fast jeder seiner Interventionen einfließen zu lassen, dass er gerade ein Buch geschrieben hat. Dann sehe ich Gabi Bauer im Nachtmagazin. Ich erinnere mich noch, wie sie die Tagesthemen moderierte und dann von der Hauptbildfläche verschwand, weil sie Zwillinge bekam – damals bekamen irgendwie alle Prominenten Zwillinge. Zum Schluss ziehe ich mir noch eine alte Enterprisefolge rein, „Landurlaub“, die habe ich schon mit sechs – und gern – gesehen. Meine Batterien sind jetzt voll.

Freitag

Michael Brake

Nullen und Einsen

Montag

Josef Winkler

Wortklauberei

Dienstag

Jacinta Nandi

Die gute Ausländerin

Mittwoch

Mathias Lohre

Konservativ

Freitag

Jürn Kruse

Fernsehen

Und hier mein Tipp an die „Österreichische Kommission zur Findung des neuen Burgtheaterdirektors“: Ermöglichen Sie Martin Kusej unbedingt einen Abend vor dem Fernseher. Dann kommt er ganz bestimmt und voller Tatendrang nach Wien.