Zivi-Not
: Viel besser als der Barras

Zivildienstleistende galten lange als Drückeberger, die bei Gewissensprüfungen inquisitorische Fragen über sich ergehen zu lassen hatten. Dann wandelte sich ihr Image zum sozialen Helden, der nicht beim Kalten Krieg mitmachen wollte, sondern sich lieber um Bedürftige kümmerte. Heute ist der Zivi zur Mangelware geworden, der in vielen Einrichtungen an allen Ecken und Enden fehlt. Wer tröstet einsame Senioren im Heim, wer hat bei ausgedünnten Dienstplänen noch Zeit für ein gutes Wort für Behinderte?

Kommentarvon KAI SCHÖNEBERG

Seit 2001 ist die Zahl der Zivis bundesweit um etwa 61.000 auf 130.000 gesunken. Das hat mit sinkenden Geburtenraten zu tun, war aber auch von Rot-Grün politisch gewollt. Wenn sich die Bundeswehr zur weltweiten mobilen Eingreiftruppe wandeln soll, ist das Ende der Wehrpflicht – und damit auch des Zivildienstes – nur noch eine Frage der Zeit. Das hätte nicht nur gravierende Folgen für viele Umweltorganisationen und soziale Dienste.

Zivildienst ist aber nicht nur friedlicher, sondern auch besser als der Barras. Der Blick über den eigenen Tellerrand ist für viele Absolventen ein Erlebnis, das den Rest des Lebens prägt. Zurzeit warten 50.000 Jugendliche auf eine Lehrstelle, viele Schulabgänger wissen nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen. Warum also nicht ein soziales Pflichtjahr für alle?

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