Dänen uneins über Fehmarnbelt

Die Regierung in Kopenhagen ist dafür, doch ausgerechnet die Vertreter der dänischen Minderheit im Kieler Landtag sehen eine Brücke hinüber nach Dänemark skeptisch. Das Geld, meinen sie, sollte besser woanders verwendet werden

Da sind sich die Koalitionäre im Kieler Landtag mal einig: Eine Brücke zwischen Dänemark und der schleswig-holsteinischen Halbinsel Fehmarn sei ein „Schlüsselprojekt schleswig-holsteinischer Verkehrspolitik“, sagte jüngst CDU-Wirtschaftsminister Dietrich Austermann. Und der SPD- Fraktionsvorsitzende Lothar Hay will mit dem Milliarden-Bau „die wirtschaftliche und verkehrspolitische Entwicklung Schleswig-Holsteins nachhaltig unterstützen“.

Beide Parteien berufen sich darauf, dass Dänemark die feste Querung fordert. Doch ausgerechnet die Partei, die traditionell Dänemark am stärksten verbunden ist, die Minderheitenvertretung SSW, spricht sich dagegen aus: „Schleswig-Holstein, vor allem der nördliche Teil, wird abgehängt“, meint der SSW-Abgeordnete Lars Harms. „Kopenhagen und Hamburg profitieren von der Transitbrücke, aber das Land dazwischen verliert.“

Dass der dänische Verkehrsminister Fleming Hansen „Hurra schreit, wenn er eine schnelle Verbindung kriegt, die die Deutschen auch noch mitbezahlen, ist klar“, meint Harms. Aber im dänischen Folketing seien viele Abgeordnete seiner Meinung: Die Brücke koste Geld, das anderswo besser verwendet sei, die Finanzierung sei unklar, und langfristig litten die infrastrukturschwachen Gebiete, die heute vom Fährpendelverkehr oder dem Transit über andere Routen leben.

Beispiel Fehmarn: „600 Jobs hängen direkt von der Fähre ab“, sagt Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt. „Das ist bei 13.000 Einwohnern eine große Nummer.“ Die Boote fahren heute „im Halbstundentakt mit preußischer Pünktlichkeit – es geht sehr gut ohne Brücke“.

Die Befürworter des Baus sehen das anders: Auf der Brücke sei ein Lastwagen dreimal, ein Auto gar viermal schneller auf der anderen Seite als mit der Fähre, hat Heiner Garg (FDP) berechnet. Außerdem pusteten die Schiffe mehr Schadstoffe in die Luft als alle Fahrzeuge zusammen: „Das hat uns auch überrascht.“

Die Entscheidung liegt in Berlin, bis Jahresende soll sie fallen. Unter anderem geht es um die Frage, ob die Bundesrepublik für die Brücke eine Staatsbürgschaft übernimmt – die Regierung ist zögerlich. SSW-Politiker Harm sieht den Streit gelassen: Die Kieler Großkoalitionäre, so seine Einschätzung, „spielen für die Galerie: Sie setzen sich vehement dafür ein, dann können sie auf Berlin zeigen, und da wird das Projekt dann beerdigt“.

ESTHER GEISSLINGER