Skandal in Schanghai

Korruptionsaffäre um Gelder aus der Rentenkasse weitet sich aus. Hohe Beamte und Unternehmer festgenommen

SCHANGHAI dpa/rtr ■ Der Korruptionsskandal um den Missbrauch von Geldern aus der Rentenkasse in der chinesischen Hafenstadt Schanghai weitet sich aus. Nach Angaben aus Regierungskreisen wurde am Wochenende der Chef der Kommission festgenommen, die mehrere staatliche Unternehmen überwacht. Auch einer seiner Stellvertreter sei in Gewahrsam genommen worden. Damit sind Zeitungsberichten zufolge mehr als 50 Menschen wegen der Korruptionsvorwürfe in Haft.

Auch der chinesische Chef-Statistiker Qiu Xiaohua soll in den Skandal verwickelt sein. Qiu habe 50 Millionen Yuan (rund fünf Millionen Euro) für seine Geliebte abgezweigt, berichtete die Hongkonger Tageszeitung South China Morning Post.

Am Wochenende war wegen der Korruptionsaffäre ebenfalls der 33 Jahre alte Immobilien-Mogul Zhang Rongkun verhaftet worden. Er steht auf dem 16. Platz der Forbes-Liste der reichsten Männer Chinas. Die Affäre hatte vor wenigen Wochen mit der Absetzung des Schanghaier Parteichefs Chen Liangyu ihren bisherigen Höhepunkt erreicht.

Beobachter vermuten, dass Chen einem Machtkampf in Peking zum Opfer gefallen ist. Offenbar will Staats- und Parteichef Hu Jintao versuchen, seine Position gegen die sogenannte Schanghai-Clique seines Vorgängers Jiang Zemin zu stärken. Chen Liangyu, der auch Mitglied des mächtigen Politbüros war, gilt als Anhänger Jiang Zemins, der einst in Schanghai zu politischer Größe aufgestiegen war.

Auch der Leiter der Schanghaier Formel-1-Strecke, Yu Zhifei, ist unter den verdächtigen Personen, die Pensionsgelder unerlaubt in Immobilien- und Straßenbauprojekte geleitet haben sollen. Es geht um mehrere hundert Millionen Euro.

Mehr als hundert Ermittler der Disziplinarkommission sind von Peking nach Schanghai gesandt worden, um den Vorwürfen nachzugehen. China will seit mehreren Jahren einen verstärkten Kampf gegen die ausufernde Korruption im eigenen Land führen. Seit Ende 2003 wurden 67.505 Beamte wegen Korruption verurteilt – mehr als 17.500 Staatsdiener allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres, meldet BBC unter Berufung auf die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.