DAS WETTER: MINNEDIENST

Die Musik war Wieslaw von Brsk schon immer als vornehmste Passion erschienen, der ein Mann frönen konnte. Denn nur in der Musik, jener himmlisch flirrenden Sprache der Noten, durfte Wieslaw die geheimen und tiefen Gefühle enthüllen, die er – wenngleich seine Jünglingsjahre längst vergangen waren – für das Streifenhörnchen Ludmilla hegte. Und so geschah es, dass der kaiserliche Oberpaukist a. D. jeden Tag die abgeschabte Rührtrommel vom Haken nahm, um mit klingendem Spiel die von Ludmilla bevorzugte Buche zu umrunden – von Sonnenaufgang bis zu ihrem Untergang, unterbrochen lediglich von einer kleinen Brotzeit zu None. Und da von Brsk ein ebenso geachteter wie gefürchteter Mann war, brachte es niemand über das Herz, dem alten Trommler den lärmenden Minnedienst zu untersagen, zumal das Tierchen längst den Baum gewechselt hatte und der verwirrte Geist des Wieslaw von Brsks ohnehin immer neue Wege finden würde, den matt aufblinkenden Erinnerungen an seine verstorbene Gattin Ludmilla nachzujagen.