LESERINNENBRIEFE
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Von der Kohlelobby geleitet

■ betr.: „EU-Kohle für Kohle“, taz vom 24. 4. 14

Einmal mehr lässt sich die EU nicht von sachlichen Argumenten, sondern von der Kohlelobby leiten. Schon heute sind die Produktionskosten von Windstrom an guten Standorten und von Solarstrom großer neuer Anlagen geringer als die von Kohlestrom neuer Kraftwerke mit CCS-Technik. Neue Studien belegen, dass das Festhalten am fossilen Energiesystem teurer ist als der Aufbau einer dezentralen erneuerbaren Energieversorgung. Wo bleibt angesichts dieses Sachverhalts der dringend notwendige Widerstand gegen die erneute „EU-Kohle für Kohle“? ARTUR BORST, Tübingen

Amtsstuben sensibilisieren

■ betr.: „Es geht nicht um Gesinnung“, Interview mit Burkhard Lischka, taz vom 22. 4. 14

Gegen härtere Strafen für rassistische Gewalttäter ist ja nichts einzuwenden, aber dazu müsste zuerst einmal eine gewisse Sensibilisierung für das Problem in den Amtsstuben sowohl der Polizei als auch der städtischen beziehungsweise gemeindlichen Verwaltungen einhergehen, denn oftmals werden offensichtlich rassistische Taten nicht als solche bezeichnet, oft aus falsch verstandener Rücksichtnahme auf das „Ansehen der Stadt beziehungsweise der Gemeinde“. Es sollte darüber hinaus daran gearbeitet werden, dass es in Deutschland bald keine „No-go-Gebiete“ für ausländische MitbürgerInnen mehr gibt. Und Flüchtlinge und ihre Kinder sollten schnellsten Hilfen, die sie benötigen, erhalten.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Nachdenklich statt ablehnend

■ betr.: „Oh Gott, lass mich los!“, sonntaz vom 19. 4. 14

Ich habe mich sehr gefreut und war angenehm überrascht, auch mal einen nachdenklichen und nicht von vornherein auf Ablehnung und Satire gebürsteten Artikel zum Thema Religiosität zu finden! Mehr von der Sorte würde ich begrüßen!

ELISABETH STEINLE-PAUL, Stuttgart

Gott und Kirche eher Gegensätze

■ betr.: „In Fleisch und Blut“, sonntaz vom 19. 4. 14

Danke für den mutigen Beitrag und Respekt vor der Konsequenz, den Kirchenaustritt gewagt zu haben.

Was mich ein wenig an dem Beitrag stört, ist die Gleichsetzung von Gott und Kirche. Wenn man sich mit der Lehre Jesu beschäftigt und diese der Kirchenlehre und der Kirchengeschichte gegenüberstellt, kommt man eigentlich nicht umhin festzustellen, dass Gott und Kirche eher Gegensätze sind. Das gilt sowohl für die katholische als auch die evangelische Kirche. Bezeichnenderweise waren die am unbarmherzigsten von der Kirche verfolgten Menschen, die sogenannten Ketzer, keine Atheisten, sondern Menschen, die ein ursprünglicheres Christentum außerhalb der Kirche leben wollten.

Noch eine Anmerkung zu dem Spruch „Im Schützengraben gibt es keine Atheisten“. Ich würde sagen, im Schützengraben liegen vor allem Kirchenmitglieder, die statt auf ihr Gewissen, auf kirchliche Militärseelsorger gehört haben. „Gott will es!“ wurde vor den Kreuzzügen gepredigt. „Gott mit uns“ stand auf den Koppelschlössern der deutschen Soldaten im Ersten und im Zweiten Weltkrieg.

Die höchste Instanz für einen Christen sollte das Gewissen sein und kein menschlicher Kirchenführer. Jemand, der sich als Atheist bezeichnet und auf sein Gewissen hört, ist mir allemal lieber als jemand, der sich als Christ bezeichnet und dessen Denken an Kirchendogmen gebunden ist. Und ein Gott, der seine Schöpfungskinder in die ewige Verdammnis schickt, kann mir sowieso gestohlen bleiben. Der Glaube an die ewige Verdammnis ist für mich ein untrügliches Kennzeichen von christlichem Fanatismus, der die Tendenz hat, Andersgläubigen schon im Diesseits das Leben zur Hölle zu machen.

Das, was Jesus gelehrt hat, sind für mich universelle geistige Gesetze, die für jeden Menschen gelten, egal was er glaubt, ähnlich wie die Schwerkraft im materiellen Bereich. Als göttliche Wesen werden wir Gott auf die Dauer nicht loswerden, aber aus der kirchlichen Vereinnahmung sollten wir uns so schnell wie möglich befreien.

RALF BÖHM, Berlin

Legale Ausstiegsmöglichkeiten

■ betr.: „Einmal Bund, immer Bund“, taz vom 24. 4. 14

Eine gute Nachricht nehmen wir doch immer gern! Die Vision „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin!“ beginnt wahr zu werden! Betroffen hat mich allerdings gemacht, dass unser Grundgesetz offenbar unsere Entwicklungsmöglichkeiten nicht unterstützt, sonst wären doch die „Abtrünnigen“ längst mit Klagen bei den höchsten Gerichten gelandet. So werden Menschen gezwungen, lebenslang mit Taten hinter dem Militarismus zu stehen, auch wenn ihr Herz inzwischen für friedliche Konfliktlösungen schlägt (was doch eine eindeutige Weiterentwicklung ist!), oder auch wenn Menschen inzwischen mehr hinter die Kulissen blicken können (was offenbar in der Bundeswehr zurzeit stattfindet).

Gesetze für unsere Regime, nicht für Menschen. Wir müssen krank werden oder Studienversagen inszenieren, um vom Apparat ausgespuckt zu werden. Ich wünsche mir eine legale Ausstiegsmöglichkeit und Spendenfonds in den Friedensbewegungen, die solchen mutigen Menschen die Angst vor finanzieller Not nehmen.

SABINE MIEHE, Marburg