Sorglos in den Tabellenkeller

DAUERVERLIERER Nach dem 0:1 gegen Leverkusen steckt der FC St. Pauli im Bundesliga-Abstiegskampf

„Bei uns kommen auch jetzt keine Zweifel auf“

FLORIAN BRUNS, FC ST. PAULI

Wer stoppt die Talfahrt in den Tabellenkeller? Nach einer verdienten 0:1-Niederlage gegen Leverkusen, der vierten in Folge, ist der FC St. Pauli am Samstag im Abstiegskampf angekommen.

Besonders in der ersten Halbzeit spielte der Dritte der Fußball-Bundesliga den Aufsteiger am Millerntor zeitweise an die Wand. Nach drei Niederlagen in Folge hatte Trainer Holger Stanislawski kräftig rotieren lassen: Statt Bartels, Kruse und Naki bot er diesmal Takyi, Asamoah und Bruns im offensiven Mittelfeld auf. Die uneingespielte offensive Dreierreihe aber harmonierte zunächst gar nicht. Während das Spiel an Takyi weitgehend vorbeilief, verlor Asamoah die meisten Zweikämpfe und leitete so mehrfach Konter der schnellen Leverkusener ein. Die Folge: St. Paulis Verteidigung ging schnell dazu über, das eigene Mittelfeld mit weiten Pässen direkt zu überbrücken, ein gefährliches Kurzpassspiel kam nicht auf. Leverkusen erspielte sich ein klares Chancenplus und hätte bereits zur Halbzeit „mit zwei, drei Toren führen müssen“, wie Trainer Jupp Heynckes später meinte. Doch vor allem die agilen Flügelspieler Barnetta und Sam zielten entweder knapp vorbei, oder scheiterten an Torhüter Kessler, dem stärksten Hamburger.

In der zweiten Spielhälfte kämpften sich die Hamburger ins Spiel und kreierten jetzt selbst hochkarätige Möglichkeiten. Mitte der Halbzeit traf der langsam besser ins Spiel kommende Asamoah völlig freistehend den Pfosten. „Da müssen wir uns mit einem Tor für die starke zweite Halbzeit belohnen“, klagte Stanislawski nach dem Spiel. Am Schluss ging St. Pauli die Puste aus. Die Folge: Zehn Minuten vor dem Ende nutzte Leverkusen doch noch eine der vielen Chancen. Einen Freistoß von Vidal passte Rolfes von der Torauslinie zurück auf den heranstürmenden Renato Augusto, der den Siegtreffer machte.

Holger Stanislawski hat nun einige Baustellen: Drei der letzten vier Partien blieb sein Team ohne Torerfolg, gegen Schalke und Leverkusen agierte der Aufsteiger jeweils eine Halbzeit lang chancenlos. Das offensive Mittelfeld ist mit Selbstfindung beschäftigt und die Abwehr ist mit agilen Flügelspielern wie Barnetta oder Sam hoffnungslos überfordert. Allein, die Stimmung scheint das nicht zu dämpfen: „Bei uns kommen auch jetzt keine Zweifel auf“, stellte Mittelfeldmotor Florian Bruns nach der Partie Sorglosigkeit zur Schau. Sie könnte ein Fehler sein. MARCO CARINI