STILE IN DEN STAUBSAUGER
: Nichts für William

Nils Schuhmacher

In jüngster Zeit kamen hübsche Nachrichten aus dem pazifischen Raum, die im weitesten Sinne popkulturell relevant sind. Zum Beispiel versetzte der Besuch des designierten britischen Monarchenpaars halb Neuseeland und Australien in Aufregung. William und Kate versuchten sich als DJs – inkl. Scratching: Der royale Nachwuchs musste bei einem Besuch im Zoo nur kurz mit den Armen rudern („Jede unserer Handbewegungen hat einen besonderen Sinn“, Tocotronic), schon wurde ein Kaninchennasenbeutler, der gerade in der Nähe war, in „George“ umgetauft.

William mag übrigens „House. Aber mir gefällt auch Rock ’n’ Roll und Klassik und ein bisschen R&B“. Höchstwahrscheinlich zeitlich voneinander getrennt, sodass sich sein Interesse für Melt Banana aus Japan (auch auf dem Reiseplan) in Grenzen halten dürfte. Un- und nur Angelernte werden auf den mittlerweile sieben Studioalben der Tokioter nur destruktiven Krach hören, der dadurch zustande kommt, dass über House, Rock ’n’ Roll, Klassik und ein bisschen R&B ein Staubsaugergeräusch gelegt wurde. KennerInnen wissen aber: Die Band hat einen differenzierten Stil, bestehend aus einem stets treibenden Schlagzeug, bösartig verzerrtem Bass und einer mit Effekten völlig zugestellten Gitarre. Der Staubsauger ist übrigens das heliumartige Gesangs-Stakkato von Sängerin Yasuko Onuki (30. 4., 19 Uhr, Molotow).

Ob demgegenüber die neuseeländischen Die! Die! Die! etwas für William wären, darf auch bezweifelt werden. Zweifelsohne handelt es sich um eine Rockband, die einen großen Bogen um die anderen genannten Musikrichtungen macht. Jedoch greift das Trio mit allen vorhandenen Händen in den Noise, atmet gleichzeitig den Geist der fragilen Spielarten des Posthardcore – man denke an Van Pelt und The Lapse – und streichelt mit schönen Melodien den Popsong – um ihn an der nächsten Straßenecke mit Füßen zu treten. (7. 5., 21 Uhr, „MS Stubnitz“)