Was tun in Hamburg?
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■ Mo, 28. 4. bis Mi, 30. 4., 20 Uhr, Polittbüro

Alle gegen einen

Für den Pazifisten und Kritiker Kurt Tucholsky war Arnold Zweigs Roman „Der Streit um den Sergeanten Grischa“ 1927 schlicht „das beste deutsche Kriegsbuch“ – kritisch mit Krieg auseinandergesetzt hatte sich damals hierzulande ja auch kaum einer. In der DDR war der zweite Teil von Zweigs Zyklus „Der große Krieg der weißen Männer“ über den Ersten Weltkrieg Pflichtlektüre an Schulen. Auch der Kritiker Marcel-Reich-Ranicki attestierte Zweig, eine „meisterhafte“ Romanparabel geschrieben zu haben. Die Vers- und Kaderschmiede bringt in Zusammenarbeit mit dem AK „Bücherverbrennung – Nie wieder!“ die Geschichte um den gutmütigen russischen Draufgänger, der aus einem deutschen Arbeitslager flieht, sich nach seiner erneuten Gefangennahme als Überläufer ausgibt, letztlich aber doch trotz Unterstützung durch preußische Humanisten und jüdische Intellektuelle hingerichtet wird, als szenische Lesung auf die Bühne. Prominent besetzt mit Gilla Cremer, Reinhard von Hacht, Denis Moschitto, Ruth Marie Kröger, Tillbert Strahl und Thomas Ebermann.

■ Sa, 26. 4., 19 Uhr, Hafenklang

Gedrosselte Urgewalt

Zum vierten Mal zelebriert das von der Hamburger Vintage-Musikladen-Referenz Christian Smukal organisierte „Droneburg“-Festival im Hafenklang all die vornehmlich mit Stromgitarren gemalten, schweren, zähen und gewaltigen Bilder von „gefährlicher Regungslosigkeit und gedrosselter Urgewalt“. Zu hören sind dieses Jahr sechs mit sicherer Hand ausgewählte Bands aus dem weiten Feld zwischen und jenseits von Drone-, Doom-, Sludge- und Post-Metal: Die Hamburger Mantar, The Moth und Mountain Witch, Black Shape of Nexus aus Mannheim sowie die Londoner Pombagira und die Liverpooler Conan.

■ Mi, 30. 4. bis So, 4. 5., je 20 Uhr, Kampnagel

Neues Verhältnis

So ist es mit den Paaren. Erst folgt die eine dem anderen, dann folgt die Emanzipation – und schon steht das Verhältnis beider zueinander zur Debatte. Das „umstrittenste Kunstpaar der vergangenen Jahrhunderte“ bittet die Hamburger Tänzerin und Choreografin Jenny Beyer zum „Duett“, so der Titel ihrer aktuellen Arbeit, die am Mittwoch auf Kampnagel Premiere feiert. Denn auch der Tanz folgt längst nicht mehr wie einst der Musik, das fragile Miteinander der zwei „archaischen Bühnenfiguren“ steht auf dem Spiel, wie aber ist das Verhältnis neu zu denken? Wie hört man eigentlich Musik, wenn man sie sieht? Und warum bewegt sie den Tanz so sehr? Diesen Fragen nähern sich Beyer, ihre beiden Tänzer-KollegInnen Chris Leuenberger und Nina Wollny sowie der Hamburger Komponist Jetzmann mit drei Soli zu Klavierstücken von Chopin.

■ Sa, 26. 4., 20 Uhr, Museum für Völkerkunde

Die Sicht der Opfer

Hitlergruß und bepisste Jogginghose: Dieses Bild des hässlichen Deutschen ging damals um die Welt. Wie aber denken die Opfer der Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen über diese massivsten rassistisch motivierten Ausschreitungen nach dem Nationalsozialismus – als im August 1992 Hunderte Rechtsradikale und Tausende applaudierender Zuschauer das „Sonnenblumenhaus“ angriffen? Auf der Grundlage von Zeitzeugengesprächen dokumentiert und verarbeitet Dan Thy Nguyens und Iraklis Panagiotopoulos’ Theaterperformance „Sonnenblumenhaus“ die Sicht der damals Belagerten.  MATT