Jukebox

Bastard auf Reisen

Erlend Øye ist ein Tausendsassa. Das hat man dem eulenäugigen Jungen kaum angesehen, als er vor fünf Jahren mit den Kings of Convenience erstmals in Erscheinung trat. Deren Debüt „Quiet is The New Loud“ war zwar nicht nur eine herzerwärmende Platte, sondern lieferte gleich das Motto zur musikalischen Saison. Doch jemand, der solche sanfte Musik macht, der verlässt seinen Kamin in Norwegen nie. Dachte man. Doch da ging es für Øye erst richtig los. Zwei Jahre später veröffentlichte er auf seinem Soloalbum „Unrest“ zehn Stücke, die er mit Elektronikkünstlern aus zehn Städten gebastelt hatte. Wie groß sein Herz wirklich ist, bewies er aber erst mit seiner nächsten Veröffentlichung. In der über die Jahre zu berechtigtem Ruhm gekommenen Reihe DJ-Kicks stellte er das ganze Konzept des DJing auf den Kopf. Nicht nur dadurch, dass er Ricardo Villalobos mit Phoenix zusammenbrachte, bewies er charmante Extravaganz. Fröhliches Rekontextualisieren ist ja mit dem Bastard-Pop zur häufig gewählten Strategie geworden. Nein, Øye sang über das, was er aus seiner Plattenkiste holt – und zwar Texte, die nicht zum ursprünglichen Stück gehören. Über Röyksopps „Poor Leno“ legte er den „There Is a Light That Never Goes Out“ von den Smiths, für einen noch größeren Klassiker – „Always on My Mind“ – fand er mit „Skatboards Metal Chix“ ein erstaunlich passendes Fundament. Das Schöne an seinem Wundertüten-Mix: Man hat an keiner Stelle das Gefühl, hier will jemand auf Biegen und Brechen zeigen, was er für tolle Ideen hat. Die Platte hat so viel Herz wie Groove. Von Erlend Øyes neuem Projekt „The Whitest Boy Alive“ dachte man lange, dass es mehr Gerücht als Realität ist. Kürzlich haben sie nun eine Platte voll erbaulichem Indie-Pop herausgebracht. Dass man auch zu solcher Musik heutzutage tanzen soll, bewies die Band, als sie einmal bei einem Auftritt im WMF-Sommerlager die Supremes coverten. STEPHANIE GRIMM