LESERINNENBRIEFE
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Erfahrung von enormem Wert

■ betr.: „Tod beim Teambuildung“, taz nord vom 10. 11. 2010

Manches Mal bringt mich die taz zur Weißglut. So ging es mir heute Morgen am Frühstückstisch, als ich den Artikel über den tödlichen Unfall einer jungen Soldatin auf der Gorch Fock gelesen habe. An Bord von traditionellen Segelschiffen können – wie an keinem anderen Ort sonst – persönlichkeitsbildende und prägende Erfahrungen gesammelt werden, die insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene von enormem Wert sind. Das Setzen und Bergen der Segel erfordert es bei rahgetakelten Schiffen, dass Besatzungsmitglieder aufentern und in der Takelage arbeiten müssen. Dieser Arbeitsprozess, verbunden mit der Notwendigkeit, auf einem sich bewegenden Schiff in die Höhe zu klettern und dort zu arbeiten, ist ein wichtiger Teil im Rahmen der an Bord anfallenden Aufgaben.

Mit Ihrem Artikel werfen Sie nun die Frage auf, ob diese Art der Ausbildung noch zeitgemäß ist. Sie versuchen, die traditionelle Seemannschaft in Frage zu stellen, weil „niemand der Offiziere in Zukunft wieder segeln wird“ im Rahmen seiner Offizierstätigkeit. Als überzeugter Kritiker der Bundeswehr und des „militärischen Drills“ macht es mich zornig, dass nun gerade dieser Teil – die traditionelle Seemannschaft – einer sonst eher abzulehnenden Bundeswehrausbildung eine solche Abwertung erfährt.  MICHAEL SAITNER, ehrenamtliche Stammbesatzung Jugendschulschiff Thor Heyerdahl und 1. Vorsitzender des Segelschiff Thor Heyerdahl e. V., Kiel