Die Musiker proben den Aufstand

TARIFSTREIT Orchestergewerkschaft lehnt Angebot Berlins für die Opernmusiker ab und droht weiter mit Streik. Wowereit will Kompromiss, warnt aber vor hohen Forderungen: Tarifplus geht zulasten der Häuser

Im Tarifstreit zwischen den drei Opernorchestern und dem Land Berlin werden weiter scharfe Töne angeschlagen. Nach Ansicht von Andreas Masopust von der Musikgewerkschaft DOV könnten sich die derzeit laufenden Streikmaßnahmen an den Bühnen „noch verschärfen“, wenn nicht bald eine Einigung erzielt werde. Der Regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) sowie Opernstiftungschef Peter Raddatz warnten dagegen die Orchestervereinigung vor weiteren Belastungen. „Für eine einvernehmliche Lösung sind wir bereit“, sagte Wowereit am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses, aber jede Erhöhung der Gehälter müsse „aus dem Etat der Häuser selbst oder der Opernstiftung finanziert werden“.

Seit mehreren Wochen proben die Musiker der Staatsoper, der Deutschen Oper und der Komischen Oper den Aufstand. Gemeinsam mit der DOV fordern sie ein Einkommensplus von 5 bis 7 Prozent und die Anpassung der Musiker- und Angestelltengehälter an die bundesweiten Tarife. Dem angeschlossen hat sich auch das Konzerthaus.

Das Angebot des Landes Berlin – vertreten durch die Opernstiftung – für eine Lohnerhöhung von 4,46 Prozent zuzüglich 65 Euro monatlich lehnte die Orchester-Gewerkschaft ab. Aus Protest legten die Musiker in den letzten Wochen die Instrumente bei Aufführungen nieder oder begannen ihre Vorstellungen verspätet. Hintergrund des Konflikts ist der neue Flächentarifvertrag für Musiker, der in Berlin nicht gilt. Berlin war 2003 aus der Tarifgemeinschaft der Länder ausgestiegen.

Wowereit und Raddatz beharrten am Montag auf ihren Angeboten. Zudem verteidigten sie das gegenwärtige Modell der Haustarife in Berlin als „besser“ und „flexibler für die Institutionen“. Wowereit betonte darüber hinaus, es werde in Zukunft auch nicht mehr so sein können, „dass wir immer mehr Geld in die Opernstiftung hinein geben.“ Die Stiftung und ihre Häuser müssten mit den vorhandenen Mitteln in Höhe von 121 Millionen Euro auskommen. Für die Tariferhöhung hatte das Abgeordnetenhaus zuletzt 2,6 Millionen Euro zusätzlich genehmigt.

Masopust warf der Opernstiftung daraufhin schlechtes Management vor: Angesichts der vergleichsweise niedrigen Berliner Gehälter würden immer mehr Musiker die Opernorchester verlassen. ROLA