Truppenabzug im Irak als Blaupause für den Hindukusch

AFGHANISTAN In vier Jahren wollen die USA den Kampfeinsatz in Afghanistan zu Ende bringen

WASHINGTON afp | Die USA wollen beim Nato-Gipfel in Lissabon offenbar einen Plan für den schrittweisen Abzug ihrer Kampftruppen aus Afghanistan vorstellen. Wie die New York Times berichtete, plant die Regierung in Washington, bis 2014 in mehreren Stufen den Kampfeinsatz am Hindukusch zu beenden. Der US-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Richard Holbrooke, nannte den bevorstehenden Nato-Gipfel einen „Wendepunkt“.

In den kommenden anderthalb bis zwei Jahren solle damit begonnen werden, die US-Kampftruppen aus einigen afghanischen Gebieten abzuziehen, berichtete die New York Times auf ihrer Website. Vollständig beendet werden soll der Kampfeinsatz demnach bis zum Jahr 2014. Die Regierung von US-Präsident Barack Obama werde den Abzugsplan beim Gipfel in Lissabon, der am Freitag und Samstag stattfindet, vorlegen.

Der Nato-Gipfel in Lissabon werde einen „Wendepunkt“ in der Afghanistan-Politik der USA markieren, sagte Holbrooke am Montag in Islamabad. Künftig werde es eine Strategie des Übergangs geben mit dem Ziel, dass Afghanistan die Verantwortung für die Sicherheit des Landes Ende 2014 selbst übernehmen könne. Der Sonderbeauftragte für Afghanistan und Pakistan bestätigte, dass bereits im Juli 2011 mit dem Abzug erster US-Truppen begonnen werden solle. In welchem Ausmaß und in welcher Geschwindigkeit dies erfolgen solle, werde allerdings von der Regierung Obamas erst im nächsten Jahr entschieden.

Der Plan für den Abzug orientiert sich dem Bericht der New York Times zufolge am Vorgehen der US-Armee im Irak. Wie zuletzt auch in Afghanistan war im Irak das US-Truppenkontingent 2007 zunächst deutlich vergrößert worden, um die Sicherheitslage zu stabilisieren. Danach übergab die US-Armee die Sicherheitsverantwortung Region für Region den irakischen Sicherheitskräften und zog den Großteil der US-Truppen ab. Lediglich 50.000 Soldaten sind noch im Land, offiziell nur mit Ausbildung und Beratung beschäftigt.

„Der Irak ist eine ziemlich gute Blaupause für einen Übergang in Afghanistan“, zitierte die New York Times einen US-Regierungsvertreter. Entscheidend für den Abzug sei aber, dass Afghanistan eine eigene Armee aufbaue, „die wirklich in der Lage ist, die Führung zu übernehmen“. Afghanistans Präsident Hamid Karsai hatte die US-Armee erst am Sonntag aufgefordert, ihre Militäreinsätze in seinem Land einzuschränken. „Die Zeit zur Verringerung der Militäreinsätze ist gekommen“, sagte er der Washington Post.