Ackermann spricht nur über Geld

Im neuen Mannesmann-Prozess will der angeklagte Deutsche-Bank-Chef erst nächste Woche zur Sache aussagen. Erstmals nannte er aber sein Jahresgehalt – bis zu 20 Millionen Euro. Die Mitbeschuldigten wehrten sich derweil gegen Untreuevorwurf

von BEATE WILLMS

Die interessanteste Information am ersten Tag des neuen Mannesmann-Prozesses kam von Josef Ackermann. Allerdings äußerte sich der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank gestern gar nicht zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Dafür legte er auf die Frage nach den persönlichen Daten sein Gehalt offen. Für seinen Job bei der Deutschen Bank erhalte er 11,9 Millionen Euro jährlich, sagte Ackermann. Bezüge, „vor allem aus Vermögen“, aber auch aus seinen anderen Aufsichtsratsmandaten, etwa bei Siemens und Lufthansa, erhöhten den Betrag auf 15 bis 20 Millionen Euro.

Ackermann ist einer von sechs Angeklagten im spektakulärsten Verfahren der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Seit gestern verhandelt das Landgericht Düsseldorf zum zweiten Mal darüber, ob sich der Deutsche-Bank-Chef gemeinsam mit Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser, Ex-Aufsichtsratschef Joachim Funk, dem ehemaligen IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, Ex-Betriebsratschef Jürgen Ladberg und Protokollführer Dietmar Droste der Untreue schuldig gemacht hat. Dabei geht es um Prämien von 57 Millionen Euro, die Esser und andere Manager 2000 nach der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone erhalten hatten. Zu klären ist, ob die Zahlungen im Sinne der Aktionäre gerechtfertigt waren – immerhin handelte es sich um Geld aus ihrem Vermögen. Der erste Prozess hatte 2004 mit einem Freispruch geendet, den der Bundesgerichtshof 2005 wieder kassierte.

Bei der gestrigen Anklageverlesung rechtfertigte Oberstaatsanwalt Peter Lichtenberg den Vorwurf der Untreue damit, dass die Zahlungen „in keiner Weise den Interessen der Mannesmann AG entsprochen“ hätten.

Zumindest Zwickel und Funk nutzten den Prozessauftakt, um ihre Unschuld zu beteuern. Zwickel erklärte: „Ein Geschenk war die Zahlung an Herrn Esser für mich nie.“ Tatsächlich habe Esser auch nach der Fusion eine wichtige strategische Rolle gespielt. Funk sagte, Prämien als „Lohn für außerordentliche Leistungen“ hätten der Unternehmenskultur entsprochen.

Mangels neuer Erkenntnisse aus dem Prozess spekulierte die Branche gestern über einen Nachfolger für Ackermann, der als Bankchef zurücktreten will, falls er rechtskräftig verurteilt wird. Hoch gehandelt wurde der 43-jährige Inder Anshu Jain, der in London das Investmentbanking der Deutschen Bank leitet. Personalvorstand Tessen von Heydebreck oder Aufsichtsratschef Clemens Börsig wären wohl nur eine Übergangslösung. Als aussichtsreichster Kandidat von außen gilt der ebenfalls 43-jährige Leonhard Fischer, der bereits Vorstand der Dresdner Bank war und heute Chef der Schweizer Winterthur-Versicherung ist. (mit Agenturen)