Der Qelasy ist robust, aber noch teuer

COMPUTER Die Softwarecommunity der Elfenbeinküste entwickelt ein Schul-Tablet

ABIDJAN ips | Die Beobachtung, dass Schulkinder in seinem Land über lange Strecken schwere Bücherranzen schleppen müssen, hat den Ivorer Thierry N’Doufou auf die Idee gebracht, die digitale Kluft im Lande dort zu schließen, wo sie am größten ist: in den Klassenzimmern. N’Doufou gehört zu einem Team von zehn einheimischen IT-Experten, die „Qelasy“ erfunden haben, ein acht Zoll großes Tablet.

„Qelasy“ bedeutet in mehreren afrikanischen Sprachen wie Akan, Malinke, Lingala und Bamileke „Klassenraum“. Es soll im Mai von der ivorischen Technikfirma Siregex auf den Markt gebracht werden. 10.000 Stück sind schon in China produziert.

Zunächst hatte das Entwicklerteam damit begonnen, alle genehmigten Schulbücher in digitale Formate zu übertragen. „Es ging beispielsweise darum, hochwertige Bilder für hoch auflösende Bildschirme zu generieren“, sagt Siregex-Geschäftsführer N’Doufou. „Außerdem haben wir den Schulstoff mit Bildern und Videos aufgepeppt.“

Der Tablet-Computer funktioniert mit dem Betriebssystem Android und hält Feuchtigkeit, Staub und Hitze stand. „Qelasy ist gegen alles geschützt, was einem afrikanischen Schulkind ohne Mitfahrgelegenheit auf dem Nachhauseweg von der Schule passieren kann“, sagt er. Der von Eltern und Lehrern verwaltete Computer ersetzt Schulbücher, Taschenrechner und Wandtafeln, die oft in ivorischen Klassenzimmern verwendet werden. Er kann auch so programmiert werden, dass Kinder nach einem vorgegebenen Zeitplan im Internet surfen oder spielen können. Siregex hat zudem einen Online-Shop für Apps, Lehrmaterialien und Bücher entwickelt.

Zurzeit ist Qelasy ganz auf Schulbildung ausgerichtet. Schon bald könnte sich das auf Bereiche wie der Landwirtschaft und dem Mikrokreditwesen ausweiten. Und auf Nachbarländer.

Wie viel der Tablet-Computer kosten soll, steht noch nicht genau fest. Schätzungen bewegen sich aber zwischen 275 und 315 US-Dollar. Das ist ein hoher Preis in einem Land, in dem sich das Einkommen vieler Menschen eher zwischen zwei und 20 Dollar am Tag bewegt. Deshalb ist anzunehmen, dass das neue Produkt in erster Linie der Mittel- und Oberschicht zugute kommen wird.

Der IT-Experte Bacely Yoro Bi beobachtet einen Boom in der ivorischen Computerbranche. Angesichts der Gründung von zwei Freihandelszonen in Vororten von Abidjan, die ihren Schwerpunkt auf Informationstechnik legen, sehen N’Doufou und sein Team gute Chancen auf grenzüberschreitende Geschäfte. MARC-ANDRÉ BOISVERT