heute in osterholz
: „Ein Gefühl wie jedes andere“

Im „Haus im Park“ kulminiert das Hass-Projekt

taz: Geiz ist geil, Hass bekommt ein fünfmonatiges Kulturprojekt. Werden die Todsünden jetzt gesellschaftsfähig?

Stephan Uhlig, Leiter „Haus im Park“: Hass ist gesellschaftlich verpönt. Darüber zu reden ebenfalls. Stattdessen suchen wir uns lieber allgemein akzeptierte Feindbilder, auf die wir den Hass abschieben, um uns damit selber nicht zu beschäftigen.

Haben Sie zu diesem Tabu-Thema auch eine Tabu-These?

Für mich ist Hass erst einmal ein Gefühl wie jedes andere. In Reinform treten Emotionen sowieso nie auf. Liebe wird häufig als Gegensatz zum Hass gesehen, für mich ist es eher komplementär. Ich sehe sogar eine gewisse produktive Seite im Hass, beispielsweise als Kanalisierung einer blinden Wut.

Damit machen Sie sich vermutlich nicht viele Freunde.

In diesem Punkt stehe ich tatsächlich ziemlich allein da. Die Gendersoziologin Margit Brückner, die am Symposium teilnimmt, wird aber zeigen, wie eng in einer Partnerschaft Liebe und Hass miteinander verknüpft sind.

Nach den Vorträgen gibt es eine Publikumsdiskussion. Wird das eine finale Gruppentherapie?

Das wird sich zeigen. Zumindest ist der abgrenzende Hass dort fruchtbar, wo die verbindende Identität in eine Krise gerät. Es gibt genügend Gruppen, die versuchen, dieses starke Gefühl für sich zu instrumentalisieren. Vielleicht trägt diese Diskussion zur Immunisierung bei.

Welchem Gefühl widmet sich die nächste Veranstaltungsreihe?

Der Hoffnung. Fragen: R. Götze

„Hass – Symposium zu einem großen Gefühl“, ab 14 Uhr, Züricher Straße 40