Neu erwachter Appetit auf Brot
Der ehemalige Großbäcker Heiner Kamps will in Kürze drei Bäckereiketten in Deutschland und Österreich kaufen und außerdem den Filialhandel intensivieren
Der ehemalige Großbäcker Heiner Kamps hat, wie vielleicht zu erwarten war, neuerdings wieder Appetit auf Brot bekommen. Auf dem Umweg über eine an der Londoner Börse notierte Kapitalgesellschaft wolle Kamps drei Bäckereiketten in Deutschland und Österreich kaufen, sagte ein Sprecher des Unternehmers jetzt in Hamburg. Nach dem für November geplanten Börsengang werde die von Kamps geführte IFR Capital plc dann zunächst die Fischrestaurantkette Nordsee in Bremerhaven übernehmen, die Kamps vor einem Jahr erworben hatte. Anschließend sei der Kauf der Bäckereien als Basis für einen neuen Lebensmittelkonzern geplant.
Sein neues Geschäft will Kamps den Angaben zufolge gemeinsam mit der auf der Insel Jersey ansässigen Kapitalgesellschaft APC Capital realisieren. Beide Unternehmen wollen die gemeinschaftlich gegründete IFR im November dieses Jahres an die Londoner Börse bringen. Aus dem erwarteten Erlös in Höhe von 250 Millionen Euro soll dann die Eigentümer-Gesellschaft der Nordsee Kamps Food Retail Investments (KFRI) übernommen werden, zu deren Gesellschaftern neben Kamps und APC der Molkerei-Unternehmer Theo Müller gehört.
Müller („Müller-Milch“) werde im Übrigen auch dann im Boot bleiben, wenn die neue Gesellschaft parallel zur KFRI-Übernahme die bayerische Bäckerei Müller Brot AG (Neufahrn) und deren Töchter Löwenbrot und Anker Brot (Österreich) kaufe, hieß es außerdem aus Unternehmenskreisen.
Müller Brot erzielt nach eigenen Angaben mit 2.250 Beschäftigten inzwischen einen Jahresumsatz von insgesamt 200 Millionen Euro. Den Gesamtumsatz der Brot-Gruppe bezifferte der Kamps-Sprecher auf rund 330 Millionen Euro.
Über die Rückkehr von Kamps ins Bäckereigeschäft war in der Lebensmittelbranche schon bei dessen Einstieg in den Fischhandel intensiv spekuliert worden. Nach Angaben des Sprechers plant Kamps den Aufbau eines Lebensmittelkonzerns, der seinen Schwerpunkt im Filialhandel haben soll. Letzterer soll, so wünscht es die Geschäftsführung, bereits in drei Jahren bis zu zwei Milliarden Euro Umsatz erzielen. Allein die Nordsee verfügt über 416 Einzelhandelsgeschäfte und Restaurants vor allem in Deutschland; Müller Brot beziffert die Zahl der Filialen auf insgesamt 355.
Der gelernte Bäcker Kamps hatte in den 80er und 90er Jahren eine beispiellose Karriere im Filialgeschäft durchlaufen. Bis zum Börsengang seiner Kette im Jahr 1998 hatte er rund 2.000 Niederlassungen aufgebaut. Zwei Jahre später verkaufte Kamps seine Großbäckerei an den italienischen Lebensmittelkonzern Barilla, der ihm bis Ende 2005 den Wiedereinstieg ins Brotgeschäft untersagte. Diese Frist ist jetzt abgelaufen. DPA
