Facebook wagt sich jetzt an die Über-E-Mail

INTERNET Neuer Dienst bündelt künftig Kurznachrichten, Chat und E-Mail. Angriff auf Konkurrent Google

Wie immer ruft ein neues Facebook-Angebot Datenschutzbedenken hervor

BERLIN taz | Facebook-Chef Mark Zuckerberg kommt einem vor, als habe er es eilig. Mittlerweile vergeht kaum eine Woche, in der die Internetplattform für soziale Netzwerke keine Neuigkeit ankündigt. Diesmal: Facebook bietet einen neuen Dienst an.

Er hört auf den Namen Messages (Botschaften) und soll künftig Kurznachrichten, Chat und E-Mail zusammenführen – direkt unter der Facebook-Oberfläche; der SMS-Dienst wird aber zunächst nur in den USA zur Verfügung stehen. Ein Google-Mail-Killer, wie in so manchem Vorabbericht spekuliert wurde, ist „Messages“ nicht. Da das Programm auch Facebook-Botschaften, Chats und Kurznachrichten integriert, muss niemand die E-Mail-Funktion nutzen.

Neben der Bündelung von Mail-, Chat- und SMS-Funktionen ist neu, dass Facebook bald sogenannte @facebook.com-E-Mail-Adressen verteilen wird, über die man direkt Botschaften in den „Messages“-Postkasten schicken kann. Diese @facebook.com-Adresse kann, muss aber nicht genutzt werden. Der Dienst selbst ist schnell erklärt. Er reiht alle Kommunikationsvorgänge, die man mit einer Person hatte, in einer Zeitlinie auf. Viele Extras drum herum gibt es nicht. Sortiert wird nicht nach Themen, sondern nach Wichtigkeit. Dabei bedient sich Facebook der Freundesliste aus dem Netzwerk. Schickt jemand, den man nicht kennt, eine Nachricht, dann landet sie zunächst im „Andere“-Postkasten. Im Hauptpostfach sind dagegen nur Freunde und solche Nutzer versammelt, die man zuvor als wichtig gekennzeichnet hat. Eine ähnliche Neuerung hat Google jüngst mit seinem „sortierten Posteingang“ präsentiert.

Facebook wäre nicht Facebook, wenn ein neues Angebot nicht gleich Datenschutzbedenken hervorrufen würde. Zu Recht: „Messages“ ist ein gefräßiges Tier. Das Nachrichtensystem sammelt die Botschaften aller Freunde auf immer und ewig. Eine Archivierungsfunktion verbannt einzelne Nachrichten nur in den Hintergrund, Löschen muss man von Hand. BEN SCHWAN

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