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: Rütli-Schule ist überall

Max-Planck-Institut: Bundesweit ist an 16 Prozent der Hauptschulen Unterricht überhaupt nicht mehr möglich

BERLIN taz ■ Eine neue Studie stellt einem Teil der deutschen Haupt- und Realschulen ein katastrophales Zeugnis aus. An 16 Prozent der deutschen Hauptschulen und an 9 Prozent der Realschulen ist Unterricht aus strukturellen Gründen nicht mehr möglich. Das ist das Ergebnis einer vertieften Auswertung von Pisa-Daten, die das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin vorgenommen hat.

Der Direktor des Instituts, Jürgen Baumert, nennt diese Schulen „kritische Schulmilieus“. In ihnen ist die Hälfte der Schüler sitzengeblieben, 40 Prozent sind Gewalt gewohnt, ein Drittel der Eltern sind arbeitslos. Das sind soziale Zusammensetzungen, schreibt Baumert, „die außerordentlich schädliche Auswirkungen auf die Leistungsentwicklung von Jugendlichen haben“. Lehrer könnten in diesen Schulen nichts mehr ausrichten. Kurz gesagt: Die Rütli-Schule in Berlin-Neukölln war kein Einzel-, sondern der Regelfall.

In Berlin gehören laut Baumert über 60 Prozent der Hauptschulen zu den „kritischen Schulmilieus“, in Bremen 95 Prozent, in Hamburg fast 70 Prozent, in Hessen über 50 Prozent und in Nordrhein-Westfalen 44 Prozent. Nicht viel besser sieht es bei Realschulen aus. 70 Prozent der Realschulen in Bremen, 56 Prozent in Hamburg und 36 Prozent in Hessen gelten als nicht „beschulbar“.

Die bayerischen Hauptschulen schneiden bei dem Vergleich gut ab. Allerdings stammen die Daten aus dem Jahr 2000; damals lag die bayerische Hauptschulquote noch bei 40 Prozent. Inzwischen sinkt sie so dramatisch, dass auch bayerische Schulexperten vor Resthauptschulen warnen. CIF

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