DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Hipp, hipp, Marstall

WAS SAGT UNS DAS? Mit dem „Hippodrom“ schließt ein Wiesn-Zelt voller netter Erinnerungen und Steuerbetrüger

Berlusconi hat seinen Sozialdienst noch nicht angetreten, und Uli Hoeness darf hoffen, erst nach dem Ausgang des bayerischen Champions-League-Abenteuers in den geschlossenen Vollzug einzufahren. Die ganz großen also lässt man weiter laufen, die kleineren Betrüger aber dürfen nicht mehr feiern: Denn auf dem Münchner Oktoberfest wird es ab diesem Jahr das Festzelt „Hippodrom“ nicht mehr geben. Wirt Sepp Krätz bekommt keine Zulassung mehr. Krätz hatte gut 1,1 Millionen Euro am Finanzamt vorbeizuleiten versucht. Dafür bekam er eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und 10 Monaten und musste 570.000 Euro an die Staatskasse überweisen.

Das Zelt der neuen Betreiber soll „Marstall“ heißen. Der Pferdebezug bleibt also erhalten, auch wenn die Zeiten, in denen man in dem „Promi-Zelt“ noch auf einer Sandbahn im Kreis reiten durfte, lange vorbei sind. Für so manchen Mini-Münchner war es in den 1970er Jahren das erste Mal, dass er auf einem richtigen Pferd sitzen durfte: Die Erwachsenen gönnten sich derweil die eine und auch die zweite Maß. So war es halt damals in Bayern: als Pferde Viecher, Bier keine Droge und Steuerhinterziehung ein Kavaliersdelikt waren. AW