SVEN HANSEN ÜBER US-PRÄSIDENT OBAMAS JÜNGSTE ASIENREISE
: Demonstration der Schwäche

China auszulassen ist ein fatales Signal. Denn Sicherheit in Asien kann es nur mit Peking geben

Die Schwäche der Außenpolitik von US-Präsident Obama zeigt sich auch bei seiner am Dienstag endenden Asienreise. Japan, Südkorea, Malaysia und die Philippinen besuchte er jetzt. Damit wollte er asiatischen Verbündeten seine Unterstützung versichern und zugleich seiner Hinwendung („pivot“) nach Asien Substanz verleihen. Dies hatte er schon im Herbst machen wollen, doch zwangen ihn die Republikaner, zu Hause zu bleiben. So trumpfte Chinas Xi Jinping bei Regionaltreffen auf.

Obama hatte seine von Hillary Clinton ausgehende Hinwendung nach Asien schon 2011 verkündet. Doch Taten folgten kaum. Die Strategie sieht mehr politisches und militärisches Engagement der USA in der Region vor. Obama will die Konzentration von George W. Bush auf den Nahen Osten korrigieren, der sich in dortigen Konflikten verzettelte, ohne sie wirklich lösen zu können. Auch verlor Europa an Bedeutung. Obama erkannte, dass der Ferne Osten die dynamischste Weltregion ist, es dort aber mangels kollektiver Strukturen große Sicherheitsrisiken gibt. Die USA haben strategische Interessen in Asien und werden von Staaten wie etwa Vietnam als Gegengewicht zum auftrumpfenden China umworben. Außer China begrüßen deshalb viele Obamas Kurs.

Doch seine Reise blieb so fantasie- wie mutlos. In Seoul etwa die Versklavung koreanischer Zwangsprostituierter durch Japan im Zweiten Weltkrieg zu verurteilen ist wohlfeil. Doch hätte Obama das in Tokio getan, wäre es glaubwürdiger gewesen. Dann hätte er auch Japans nationalistischem Premier Shinzo Abe signalisiert, dass dessen Leugnung japanischer Kriegsverbrechen zu den Spannungen in Asien beiträgt. Schon China auszulassen und nur drum herumzureisen sendet fatale Signale. Denn Sicherheit in Asien wird es nur mit und nicht ohne Peking geben.

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