Bembas Wähler sind vom Sieg überzeugt

In Kongos Hauptstadt Kinshasa hat sich der einstige Rebellenführer bei der Präsidentschaftswahl durchgesetzt. Nun sind sich seine Anhänger sicher, dass er die gesamte Wahl schon gewonnen hat. Doch landesweit kann es anders aussehen

AUS KINSHASA DOMINIC JOHNSON

Begeisterte Wähler drängen sich in Trauben vor den Wahllokalen in Kongos Hauptstadt, wo die Ergebnisse der Stichwahl um das Präsidentenamt vom Sonntag aushängen. Der Trend ist überall gleich: Der Sieger in Kinshasa heißt Jean-Pierre Bemba. Der frühere Rebellenführer von der „Kongolesischen Befreiungsbewegung“ (MLC) hatte Amtsinhaber Joseph Kabila bereits beim ersten Wahlgang am 30. Juli durch ein gutes Ergebnis in Kinshasa die absolute Mehrheit im ganzen Land versagt. Jetzt geben Teilergebnisse, zusammengetragen in sechs großen Armenvierteln Kinshasas, Bemba 68,5 Prozent gegenüber 31,5 für Kabila.

Auch landesweit sehen die ersten Trends besser für Bemba aus als angenommen. In Kabilas Hochburgen im Osten des Kongo sammelte der Amtsinhaber zwar erneut fast alle Stimmen, aber die Wahlbeteiligung sank deutlich, teils von über 80 auf unter 70 Prozent. Während in Kabilas Hochburgen weniger Wähler an die Urnen gingen, wurden es in Bembas Hochburgen mehr.

Außerdem hat der Wahlaufruf für Kabila der drittstärksten Kraft im ersten Wahlgang, der „Vereinigten Lumumbistischen Partei“ (PALU) von Antoine Gizenga, nicht wie erhofft gezogen, zumindest nicht in Kinshasa. In Wahllokalen im Südosten der Stadt, wo beim ersten Wahlgang Gizenga in Führung gegangen war, hat jetzt Bemba gesiegt. Auch in der Südprovinz Katanga hat Bemba ersten Trends zufolge mehr Wähler ausgeschiedener Kandidaten für sich gewonnen als Kabila, obwohl dieser dort noch immer führt.

„Bemba hat gewonnen“, ist sich deswegen Willy Kiposa sicher, ein Informatiker im Slumviertel Bumbu in Kinshasa. „Wenn Kabila zum Sieger erklärt wird, findet er das Volk auf der Straße.“ Ein Jugendlicher in der Menge vor dem Wahlbüro neben der Polizeiwache warnt: „Wir müssen jetzt sehr wachsam sein. Vielleicht will man uns den Sieg stehlen. Wenn das passiert, gibt es Feuer.“

Die Angst vor Manipulation ist groß. Beim zweiten wie beim ersten Wahlgang werden zwar die Stimmen gleich nach Schließung der Wahllokale ausgezählt, nachts und oft bei Kerzenschein, und jedes Wahllokal hängt seine Ergebnisse am Morgen danach aus. Damit ist wenigstens die Transparenz der Auszählung garantiert. Doch sobald Stimmzettel und Ergebnisprotokolle in zentralen Sammelstellen landen, wird der Prozess undurchsichtig.

Größere Probleme gab es vor allem in Bembas Heimatprovinz Equateur im Nordwesten des Landes. So schossen Sicherheitskräfte in Bumba, tief im Regenwald am Kongo-Fluss, am Wahltag auf wütende Demonstranten, nachdem ein Wahlbüroleiter dabei entdeckt worden war, wie er Wahlurnen vor Wahlbeginn mit Kabila-Stimmen gefüllt hatte. Zwei Menschen wurden getötet. In Fataki in der nordostkongolesischen Unruheregion Ituri erschoss ein betrunkener Regierungssoldat in der Nacht zu gestern zwei Wahlhelfer, woraufhin Stadtbewohner die Stimmzettel aus 43 Wahllokalen verbrannten. Auch in anderen Orten kam es zu Zwischenfällen.

„Die Wahlen sind im gesamten Staatsgebiet normal verlaufen“, freute sich dennoch Wahlkommissionsleiter Apollinaire Malu-Malu auf einer Pressekonferenz in Kinshasa. Und pünktlich zum Wahltag brachte die UNO Vertreter von Kabila und Bemba dazu, eine Vereinbarung zu unterschreiben, wonach beide Seiten das Wahlergebnis anerkennen und der Sieger dem Verlierer Sicherheitsgarantien ausspricht. Nur zu einer persönlichen Unterschrift konnten sich die Kontrahenten nicht durchringen.