KURZKRITIK: ANDREAS SCHNELL ÜBER „BASH“
: Erschütternde Intensität

Der Mann nebenan am Tisch, ein Geschäftsreisender, der sich nach Feierabend einen Whiskey gönnt und ein bisschen plaudern will ein ganz normaler Typ scheint er zu sein, ein wenig konservativ vielleicht. Und doch: Als er nach und nach Schicht um Schicht freigelegt und seine Geschichte bis zum Ende erzählt hat, haben wir in einen Abgrund geschaut.

Oder der junge Mann, der da etwas abgehetzt hereinkommt und von seiner Freundin erzählt, mit der er seit zwölf Jahren zusammen ist. Eine treue Seele mit romantischen Anwandlungen. Oder die Frau, die von ihrem Lehrer verführt und geschwängert wurde. Neil LaButes „Bash – Stücke der letzten Tage“ zeigt, was ganz normale Bürgerinnen und Bürger dazu treibt, andere Menschen umzubringen.

Frank Auerbach hat das Stück im Falstaff am Leibnizplatz inszeniert und spielt einen der drei Monologe selbst. Brillant ist seine Darstellung des kindsmordenden Bankers, der hofft, behelfs des zu erwartenden Mitleids seinen Job erhalten zu können. Christian Bergmann überzeugt als homophober Gewalttäter, Kathrin Steinweg gelangt in ihrer Rolle als rächende Mutter zu erschütternder Intensität. Ein Beleg dafür, dass es für intensives Theater außer einem guten Text und guten Schauspielern nicht viel braucht.

4. und 18. Mai, 19.30 Uhr, Falstaff, Theater am Leibnizplatz