hört auf den Sound der Stadt

MALTE GÖBEL

Indiepop für Genießer – so könnte man The Go Find beschreiben, die Donnerstag im Roten Salon spielen. Bandleader Dieter Sermeus wurde mal als „belgischer Maximilian Hecker“ bezeichnet, was aber nur ein Stück weit als Vergleich taugt, weil The Go Find nicht ständig so heartbroken dahersäuseln wie Hecker. Klar, im Refrain schon mal, aber sonst treten sie auch eher einen Schritt vom Geschehen zurück und wirken abgeklärt und nüchterner. Und gerade auf ihrem neuesten, vierten Album „Brand New Love“ haben sie auch vermehrt elektronische Komponenten in ihre Songs verwoben, die sich wunderbar in die melancholische Grundstimmung fügen. Dabei geht es auf der neuen Platte eigentlich um Liebe: „Es könnte überall passieren, jederzeit, jedem! Etwas so Gutes, dass man einfach noch nicht dafür bereit ist!“ Es liegt nahe, das auch über die Musik von The Go Find zu sagen, aber das ist jedem selbst überlassen! (The Go Find, Roter Salon, 2. 5., 12 Uhr)

Am gleichen Abend im Kesselhaus wird es etwas lauter: Die Progressive-Rocker Dredg aus der Bay Area werden oft in einem Atemzug mit den Queens of the Stone Age genannt, lassen sich aber schwer in Schubladen pressen. Der Gesang erinnert an Talk Talk oder A-ha, die Gitarren mal an die frühen Notwist oder Tool, dann an verspulten Balladenrock. Und zwischendurch basteln sie psychedelische Soundteppiche dazu. So bunt der Mix, so vielfältig die Inspiration: Ihr letztes Werk „The Parriah, The Parrot, The Delusion“ basiert auf einer Kurzgeschichte von Salman Rushdie, zu „El Cielo“ (2002) ließen sie sich von einer Bildreihe Salvador Dalís inspirieren. Im Kesselhaus spielen sie an zwei aufeinander folgenden Abenden zwei Albumklassiker in voller Länge: „El Cielo“ von 2002 am Freitag, „Catch Without Arms“ von 2005 am Samstag. (Dredg, Kesselhaus, 2./3. 5., 21 Uhr)

Lauter wird es am Samstag im Bi Nuu: Seit über 20 Jahren machen Melt Banana Noise-Punk-Rock, und zwar so richtig: Gitarren wirbeln, Drums wuchten den Sound voran, Sängerin Yasuko Onuki kreischt in schrillem Stakkato ins Mikrophon. So unverwechselbar ist ihr Sound, dass extra der Genre-Begriff „Japan-Core“ für sie erfunden wurde, andere nennen Melt Banana auch einfach „bekloppt“. 2013 haben sie nach sechs Jahren Pause ihr siebtes reguläres Album „Fetch“ veröffentlicht und tragen ihren Noisetrubel am Samstag ins Kreuzberger Bi Nuu, präsentiert vom Festsaal Kreuzberg. (Melt Banana, 3. 5., Bi Nuu, 21 Uhr) Und last but not least: 2007 verkörperten die Klaxons mit ihrer Platte „Myths of the Near Future“ den New Rave, genau dort knüpfen sie mit ihrem dritten Album „Love Frequency“ wieder an, inklusive Doppelfalsett und Rave-Synthies. (Klaxons, 6. 5., Kantine Berghain, 21 Uhr)