Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Eigentlich sind Stan Laurel und Oliver Hardy vor allem für ihre „tit for tat“-Komik bekannt, jene sich ständig steigernden Auseinandersetzungen, die in irrwitzigen Zerstörungsorgien enden. Doch Stan & Ollie drehten auch Filme, die eher vom Humor eines ihrer bedeutendsten Regisseure der Stummfilmära, Leo McCarey, geprägt waren. Dessen Spezialität war die Screwballkomödie, deren Entwicklung er seit den späten 1920er Jahren entscheidend mitprägte: Er entwarf Filme, in denen sich Missverständnisse und peinliche Zufälle so häufen, dass den armen Opfern keine Möglichkeit zur Erklärung mehr bleibt. Im Rahmen der Reihe „Stummfilm um Mitternacht“ gibt es ein Wiedersehen mit der Komödie „We Faw Down“, in der dieses Prinzip greift: Stan und Ollie wollen an einer harmlosen Pokerpartie teilnehmen, erzählen ihren Frauen jedoch, ihr Chef habe sie zu einer Bühnenshow eingeladen. Schon der Versuch, zu ihrer Kartenrunde zu gelangen, endet damit, dass sie halb bekleidet aus der Wohnung fremder Frauen fliehen müssen und dabei von ihren Gattinnen beobachtet werden, die inzwischen auch noch erfahren haben, dass das Theater abgebrannt ist. Höhepunkt ist die Konfrontation der Männer, die an ihren haarsträubenden Lügengespinsten festhalten, mit ihren Frauen, die längst im Bilde sind. Typisch für Laurel & Hardy ist dabei das Porträt einer spießigen Kleinbürgerwelt, deren vermeintliche Behaglichkeit sich als Hölle auf Erden herausstellt. (3. 5. Babylon Mitte)

Eine schöne Dokumentation aus der Reihe „Cinéastes de notre temps“ gibt es im Rahmen der Robert-Bresson-Retrospektive im Arsenal zu sehen: François Weyergans’ Porträt „Bresson, ni vu ni connu“ (1965) enthält ein interessantes Interview mit dem französischen Regisseur, der hier ausführlich seine Theorien über den Unterschied zwischen dem Kino (das er für fotografiertes Theater hielt) und dem Kinematografen erläutert. Denn Bresson glaubte in seinen Filmen weder an Schauspielkunst noch an die Psychologie von Geschichten, sondern an eine Form, die nicht von einer anderen Kunst geprägt ist. Weshalb er den James-Bond-Film „Goldfinger“ beinahe für ein Kunstwerk hält, erklärt Bresson in diesem Zusammenhang übrigens auch. (6. 5. Arsenal 2)

Bereits seit Jahren etabliert ist das Pictoplasma Festival, das auch in diesem Jahr mit mehreren Kurzfilmprogrammen den künstlerischen Entwicklungen in der Animation auf den Grund gehen wird. Sehr lustig ist etwa JJ Palomos konsumkritischer Film „I-DIOTS“, der verzückt mit sinnlosen Smartphone-Apps spielende rote Roboter zeigt, die dabei auf ein Geschäftsmodell hereinfallen, das wir alle nur allzu gut von den großen Elektronikherstellern kennen. (1.–2. 5. Babylon Mitte)