Marktpenetration

betr.: „Wir sind Wixer“, „Die Entblößten“, taz vom 26. 10. 06

Deutsche Soldaten sind Teil dieser deutsch-sprachlichen Unkultur, die in Gewaltbegriffen denkt und handelt. Alltägliche Sprach-Gewalt berieselt diese Gesellschaft: in der Politik, in der Wirtschaft, im Fußball – transportiert durch die Medien. Diese gewaltsamen Sprachformen durchsetzen die alltägliche Kommunikation. Was im Kopf gedacht wird, wird umgesetzt: „Rede-Duelle“ werden „ausgefochten“, der Drang nach „Unschlagbarkeit“, die „Waffen strecken“, ein „Schlag ins Gesicht“, „Querschießen“, „kapitulieren“, „Stellung nehmen“, „in die Falle gehen“, „strategische Planung und Umsetzung“, „Gegner in die Flucht schlagen“; „erobern“, Begriffe „besetzen“, „für etwas“ oder „gegen etwas kämpfen“, der Penis ist eine Waffe, mit dem „der Markt penetriert wird“, „feindliche Übernahme“ – die Liste lässt sich endlos fortsetzen.

In der neuen „Umsetzungsempfehlung“ eines Roland Berger sollen sich künftig die Mitarbeiter der Argen „von Gejagten zu Jägern“ entwickeln; die „Erwerbslosen sollen gejagt werden“.

In der Kombination mit in Schule und Wirtschaft ausdrücklich gefördertem Drang nach „immer mehr Wettbewerb“, „immer mehr Zuwachs“, „der Beste sein wollen“, die ultimative Steigerung, der süchtige Kick nach „mehr, mehr, mehr“ werden die Kinder zu Wirtschaftssoldaten erzogen. Ja, was glauben Sie denn, was dem Denken in diesen Worten und Bildern folgen wird? Natürlich die Umsetzung. Was sonst?

B. RINGLAGE, Essen