randnotizen aus dem us-wahlkampf
: Republikanischer Flop in Missouri bei einer winzigen Kleinigkeit: der Stammzelle

Der US-Bundesstaat Missouri ist der Staat, bei dem es in den bevorstehenden US-Wahlen zum Kongress hauptsächlich um eine winzige Kleinigkeit geht: um die Stammzelle. Keiner weiß so genau, was man damit alles machen kann und dürfen sollte, aber schweres Geschütz wird sowohl von den Demokraten wie von den Republikanern aufgefahren. Da wird von Klonarmeen, ihre Eierzellen verkaufende Frauen und dahinsiechenden Alten geschwafelt. Die Chancen der beiden Senatskandidaten, der demokratischen Herausforderin Claire McCaskill und des republikanischen Senators Jim Talent, werden, so scheint es, sich danach bemessen, wer mehr überzeugenden Unsinn in den noch ausstehenden vier TV-Duellen zum Thema weiß.

Einen landesweiten Coup hat das Kompetenzteam von McCaskill offenbar vor einigen Tagen gelandet. Mit dem Wahlspot, der einen zappelnden Schauspieler Michael J. Fox zeigt, wie er vernuschelt erklärt, warum er für Stammzellforschung ist. Der 45-jährige Fox, in Deutschland durch die Comedyserie „Familienbande“ oder den Kinohit „Zurück in die Zukunft“ bekannt, musste seine Schauspielkarriere im Jahr 2000 beenden, weil er Anfang der 90er-Jahre an Parkinson erkrankte. Seitdem hat er nur noch kleine Nebenrollen gespielt, zuletzt in der Serie „Boston Legal“, in der er die Rolle eines unheilbar kranken Geschäftsmanns übernahm. Seine Parkinson-Autobiografie „Comeback“ zählte in den USA im Jahr 2002 über dreizehn Wochen zu den Top Ten der Bestsellerlisten. Viele AmerikanerInnen sehen in Fox ein Vorbild, da er seine Krankheit zum Thema macht und trotz erheblicher Einschränkungen weiterhin auftritt und sein Leben meistert. Ausgerechnet Rush Limbaugh, das altbekannte Schlachtpferd des christlich-konservativen Talkradios in den USA, tat McCaskill nun den Riesengefallen, über Fox und seinen Wahlspot herzuziehen.

„Entweder hat er seine Pillen nicht genommen, oder er schauspielert,“ sagte Limbaugh in einer Sendung, die er der verbalen Vernichtung der Stammzellforschung gewidmet hatte. Das genügte, um Fox Einladungen in zahlreiche Talkshows zu bescheren, wo er erneut erklären durfte, warum für Kranke wie ihn die Stammzellforschung ein Hoffnungsschimmer sei. Als sich Limbaugh auch noch weigerte, sich zu entschuldigen, schossen die Zustimmungsraten für die Stammzellforschung – und für McCaskill – um ganze fünf Prozentpunkte hoch.

ADRIENNE WOLTERSDORF