Das Pentagon geht in die PR-Offensive

Angesichts einer drohenden Wahlniederlage will die US-Regierung Negativmeldungen aus dem Irak schönfärben

Das Pentagon will auch die Bloggerszene beobachten, vor allem schreibende GIs aus dem Irak

WASHINGTON taz ■ Schon vor zwei Wochen hatte Präsident George W. Bush gesagt, die Terroristen im Irak führten einen Medienkrieg, um das amerikanische Volk gegen seine Regierung zu mobilisieren. Diesem recht durchsichtigen Versuch, jede Kritik an der US-Kriegsführung im Irak als Feindespropaganda zu denunzieren, hat sich nun auch Verteidigungsminister Donald Rumsfeld angeschlossen. Eine Woche vor den Kongresswahlen ist jetzt bekannt geworden, dass das Pentagon eine neue schnelle Eingreiftruppe zusammengestellt hat. Die soll nicht etwa verhindern, dass irakische Milizen mit verschwundenen Waffen aus US-Beständen Menschen umbringen, sondern soll die öffentliche Meinung beeinflussen, vor allem in den USA.

Ein vertrauliches Memo, das der Nachrichtenagentur AP vorliegt, besagt, dass die Einsatzgruppe schlechte oder für falsch befundene Nachrichten aus dem Irak binnen kürzester Zeit mit einer eigenen Version konterkarieren soll, selbst mit solch für ein Ministerium erstaunlichen Mitteln wie Leserbriefen. Das Pentagon will zudem dafür sorgen, dass ihm genehme Gäste in entsprechende Talkshows und Nachrichtensendungen eingeladen werden. Außerdem sollen Produkte für die Verbreitung im Internet hergestellt werden, inklusive Podcasts, und Videos.

Darüber hinaus will das Pentagon auch die Bloggerszene beobachten – und dabei dürften die sogenannten Milblogs, also Online-Tagebücher von im Irak stationierten GIs, besondere Beachtung finden. Denn deren Informationen und Eindrücke werden von den Journalisten in den Heimatredaktionen durchaus wahrgenommen.

Die Vorgaben orientieren sich an einer Lektion, die beide Parteien in den USA in den vergangenen Wahlkämpfen gelernt haben: Wenn du angegriffen wirst, kontere sofort, sonst verlierst du. Das hat der demokratische Kandidat John Kerry bei den Wahlen 2004 schmerzlich erfahren müssen, als er zu spät gegen die Schmutzkampagne der so genannten „Swift Boat Veterans for Truth“ vorging, die ihm vorwarfen, seine militärischen Heldentaten geschönt oder gar erfunden zu haben. Im Wahlkampf dieses Jahr reagieren die Demokraten sofort, wenn ihre Kontrahenten sich erneut im Denunzieren versuchen. BERND PICKERT