MÄNNER UND HUNDE
: Hinterherfahren

Er sagt: „Du fährst vor, was soll schiefgehen?“

„Bist du sicher, dass du noch Fahrrad fahren kannst?“ Es ist Samstagnacht, die Party ist vorbei, und der Mann hat die Auseinandersetzung mit dem Fahrradschloss zu seinen Gunsten entschieden. Der Kampf dauerte fünf Minuten, und das Ergebnis war lange nicht abzusehen. Strahlend vor Stolz präsentiert er den besiegten Gegner. „Klar!“, tönt er in die Nacht hinaus. Das Schiff, auf dem nur er steht, manövriert sich schlingernd durch hohe See. Seine Fahne flattert im Wind. „Du fährst vor“, sagt er, „und ich folge deinem Hintern. Was soll da schiefgehen?“

Na ja, denke ich. Meinen Eltern ist da mal was mit Hunden passiert. Lange vor meiner Zeit, so Ende der Siebziger, hatten die einen Foxterrier namens Humpty Dumpty, ein bissiges Mistvieh, wie meine Mutter sagt. Außerdem hatten sie einen besten Freund namens Horst, der wiederum einen Irish Setter namens Prinz und einen hellblauen Trabi besaß. Mit dem machten sie manchmal Ausflüge. Eines Tages hatten sich die beiden Köter beim Waldspaziergang in Aas gewälzt. Um die Fahrt nach Hause erträglicher zu gestalten, hatte Horst eine Flasche Axe-Deospray über den Tieren geleert. Nun stanken die Hunde und mit ihnen der Trabi nach Verwesung und Westen. Irgendwann kapitulierte man doch und ließ die Tiere hinter den Auto herrennen, damit die Nasen Erholung und die Viecher Lüftung bekämen.

Man sagt ja immer, Tiere hätten so tolle Instinkte. Blödsinn! Gestank setzt jeden Instinkt außer Kraft. Der Trabi tuckert so vor sich hin, die Hunde hecheln hinterdrein, da kommt ihnen ein anderer Trabi entgegen, auch hellblau. Und die Köter? Wenden die Köpfe nach links, drehen in einer einzigen synchronen Bewegung um 180 Grad und folgen dem falschen Auto. Es hat ewig gedauert, sie wieder einzufangen.

„Lass uns nebeneinander fahren“, sage ich Samstagnacht zu dem Mann. „Das ist sicherer.“

LEA STREISAND