Aus „Frappant“ wird wohl kein Glashaus

Fraktionen in der Altonaer Bezirksversammlung lehnen neuen Klotzbau an Stelle des früheren Karstadt-Gebäudes ab. Investor „K-Werkstatt“ will noch keine exakten Pläne für das Projekt an der Großen Bergstraße veröffentlichen

Der „Frappant“-Komplex in Altona soll abgerissen werden. An seiner Stelle an der Großen Bergstraße sollen bis 2010 ein Einkaufszentrum, rund 300 Wohnungen und ungefähr 600 Parkplätze entstehen. So sieht die Planung des Investors K-Werkstatt aus. Das Unternehmen aus Aargau in der Schweiz hat den Betonklotz vergangene Woche von der HypoVereinsbank gekauft.

Die Entwürfe, das ehemalige Karstadt-Kaufhaus durch einen großen Glasbau zu ersetzen, stoßen in Altona auf Ablehnung. Alle Fraktionen in der Bezirksversammlung sind sich darin einig, dass die architektonischen Entwürfe der K-Werkstatt nicht zustimmungsfähig sind. Bezirksamtsleiter Hinnerk Fock (FDP) sagt: „Es kann nicht sein, dass wir eine Bausünde durch eine andere ersetzen.“ Auch Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter hält den Glasklotz für „völlig unsinnig“.

Angelo Labate, Geschäftsführer der K-Werkstatt, spricht davon, dass die Planungen „noch nicht reif“ wären. Er setze auf eine gute Zusammenarbeit mit den Altonaer Behörden. Einen Zeitrahmen für weitere Planungen wollte er nicht nennen.

Gesche Boehlich, GAL-Fraktionschefin im schwarz-grün regierten Altona, will erstmal abwarten, was K-Werkstatt an konkreten Planungen anbieten wird. Am Ende müsse eine „städtebaulich vernünftige Lösung stehen.“ Alle Planungen werden ohnehin öffentlich und mit Beteiligung der Bürger diskutiert.

Fock plädiert für ein „kleinteiliges, an die Umgebung angepasstes Projekt“. Nach seinen Angaben muss der Investor bis Ende des Jahres einen ersten Antrag für den geplanten Bau stellen, der als Diskussionsgrundlage dienen soll, auch wenn in ihm noch nicht alle Einzelheiten geklärt sein müssen. Nach Ansicht von Thomas Adrian, Fraktionschef der oppositionellen SPD im Bezirk, ist frühestens Anfang nächsten Jahres mit einer ernsthaften Diskussion zu rechnen.

Das Nutzungskonzept für das Einkaufszentrum wird in Altona eher zwiespältig bewertet. Fock hält die Planungen für sinnvoll: „Wir brauchen auf der Großen Bergstraße einen Anziehungspunkt, der Ottensen Konkurrenz macht“, sagt er. CDU-Fraktionschef Uwe Szczesny hat nichts gegen das Projekt, bewertet aber ein Einkaufszentrum mit einer derartig großen Verkaufsfläche skeptisch: „Viele Hamburger Unternehmen haben sich dieses Objekt angesehen“, keines von ihnen hätte für die angedachten 20.000 Quadratmeter Nutzfläche ausreichend Mieter gefunden, sagt Szczesny.

Den Sinn eines weiteren Shopping-Centers in Altona bezweifelt Martin Brinkmann, Geschäftsführer der Stadterneuerungsgesellschaft (steg). Er verlangt eine nachhaltige Sanierung rund um das „Frappant“, die nicht zu Lasten bestehender Einzelhandelsstrukturen geht.

Von den Abriss- und Umbauplänen sind auch die zwischenzeitlichen Nutzer betroffen. Dazu gehört der Kulturklub „Hafenklang“, der am 1. Dezember in dem alten Karstadt-Gebäude die erste Party ausrichten wird. Thomas Lengenfeld vom „Hafenklang“ ist allerdings „ganz entspannt“. Der Vertrag des Klubs für die Gebäudenutzung ist ohnehin nur auf ein Jahr angelegt. „Wir wollen erst mal sehen, wie sich das Ganze so entwickelt“, sagt Lengenfeld. NILS NABER