Betr.: kinotaz nord

A

Absolute Wilson Deutschland/USA 2005, R: Katharina Otto-Bernstein

„Seine Bühnenproduktionen gelten in der darstellenden Kunst als revolutionär, doch die Person hinter den Kulissen ist ein Rätsel geblieben, bis heute: Robert Wilson. Der Dokumentarfilm ‚Absolute Wilson‘ bietet nun erstmals einen Einblick in Leben und Wirken dieses Visionärs, der so grandiose Theaterinszenierungen wie ‚Deafman Glance‘, ‚Einstein on the Beach‘ und ‚Black Rider‘ schuf und sich auch durch seine Arbeit mit Lernbehinderten einen Namen machte. Fünf Jahre lang hat die Hamburger Filmemacherin Katharina Otto-Bernstein den Bühnenregisseur Robert Wilson für ihren Film mit der Kamera begleitet. Entstanden ist das spannende Portrait eines Künstlers, der als schüchterner Außenseiter in Texas aufwuchs, und später mit seinen bahnbrechenden Inszenierungen die internationale Theaterwelt veränderte wie kaum ein anderer.“ (zelluloid) H, HH

Adams Äpfel Dänemark 2005, R: Anders Thomas Jensen, D: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen

„Ivan ist Landpfarrer in einem kleinen dänischen Kaff. Er ist der überzeugte Gutmensch und betreut immer wieder Schwerverbrecher zur Resozialisierung in seiner Kirche. Dazu gesellt sich Adam, ein überzeugter Neonazi. Alle Zöglinge müssen sich einer besonderen Aufgabe stellen. Adam entschließt sich, von dem im Garten stehenden Apfelbaum einen Kuchen zu backen. Doch das ist gar nicht so einfach. Hervorragende Charaktere in einer Mischung aus Action und schwarzem Humor. Eine bitterbös erzählte Fabel um den religiösen Glauben. Wobei Jensen meint, dass Fabeln interessanter sind als die wirkliche Welt. Selbst von den dänischen Pastoren gab es einen Preis. Wer diese Art von Filme mag ist gut unterhalten.“ (kinokai) H, HB, HH

B

The Black Dahlia USA 2006, R: Brian De Palma, D: Josh Hartnett, Scarlett Johansson

Nicht nur wegen der betörenden Scarlett Johansson ist es schade, dass Brian De Palma diese Verfilmung des Romans von James Ellroy über den realen und immer noch ungeklärten Mord an dem Starlet Elizabeth Short so verhunzt hat. Dabei stimmt beinahe alles: Ausstattung, Kamera, Schauspieler, Inszenierung und nicht zuletzt die wunderschön melancholische Musik von Mark Isham (mit einem pointiert gesetzten Gastauftritt von k.d. lang) sind grandios, doch das konfuse Drehbuch macht alles zunichte. Einmal mehr bestätigt sich hier, dass de Palma, statt zu erzählen, lieber seine cineastischen Perlen ausstellt. (hip) H, HB, HH

Borat USA 2006, R: Larry Charles , D: Sacha Baron Cohen , Pamela Anderson

„Das Kultusministerium von Kasachstan beauftragt den Reporter Borat Sagdiyev, den Lifestyle der US-Amerikaner zu studieren und nach Osteuropa zu importieren. Obwohl er sich dort aufführt wie ein Neandertaler auf Crack und rassistische Sprüche en masse absondert, findet er immer noch Amis, die peinlicher sind als er. Dem britischen Komiker Sacha Baron Cohen, besser bekannt als Ali G., ist kein Auftritt zu grotesk. Vor laufender Kamera stürzt er sich auf vermeintlich aufrechte Amerikaner, die dem Pseudo-Reporter ihre wahren Fratzen zeigen: als fanatische Christen, Schwulenhasser, Rednecks, College-Chauvis und vermeintlich liberale Bildungsbürger. So entsteht ein unfassbar absurdes Panoptikum - rasend lustig und schmerzlich authentisch zugleich.“ (Cinema) H, HB, HH, OL

C

Cars USA 2006, R: John Lasseter

„Animationsfilm um ein egozentrisches Rennauto, das in einer kleinen Stadt abseits jeden Trubels die wahren Werte des Lebens kennen lernt. Sofern man von der CGI-Komödie kein ununterbrochenes Gagfeuerwerk erwartet, offenbaren sich die Schönheiten dieses Films: der feine Witz im Detail und vor allem der ungeheuer liebevolle Blick auf ein längst verloren geglaubtes Stück Americana, das im 50er-Jahre-Design eines Städtchens an der Route 66 fröhliche Urstände feiert.“ (tip) DEL, H, HB, HH, OL

Citizen Kane USA 1941, R: Orson Welles, D: Orson Welles, Joseph Cotton / Originalfasung mit Untertiteln

“Wir lieben diesen Film abgöttisch, weil er so vollständig ist - psychologisch, sozial, poetisch, dramatisch, komisch, grotesk. ,Kane‘ demonstriert zugleich den Willen zur Macht und macht sich darüber lustig: Er ist eine Hymne auf die Jugend und eine Meditation über das Altern, eine Studie der Eitelkeiten allen Ehrgeizes und ein Gedicht über den Verfall. Und unter all dem eine Reflexion über die Einsamkeit von außergewöhnlichen Menschen, über Genies oder Monster, monströse Genies.“ (Francois Truffaut) HB

Crank USA 2006, R: Mark Neveldine, Brian Taylor, D: Jason Statham, Amy Smart

„Im Schlaf hat man dem Hitman Chev eine chinesische Giftspritze in seinen Stiernakken gesteckt. Jetzt muss er sein Herz in Schwung halten, sonst bleibt es einfach stehen. Vollgestopft mit haufenweise Aufputschmitteln flitzt Energiebolzen Chev durch Los Angeles um von den fiesen Drogen-, Waffen- und Frauenhändlern ein Gegenmittel zu erpressen. Sympathisch prollige Endlosklopperei mit dem britischen Ex-Olympioniken Jason Statham.“ (tip) H, HB, HH, OL

D

Dave Chapelle‘s Block Party USA 2004, R: Michel Gondry / Originalfassung mit Untertiteln

“Der amerikanische Comedy-Star Dave Chappelle feiert in Brooklyn eine Block Party und lädt sowohl Anwohner als auch musikalische Top-Stars wie Kanye West, Mos Def und Erykah Badu ein. Der Film verfolgt die Vorbereitungen der Party als auch die Party selbst, die am Samstagnachmittag losgeht und erst in den frühen Morgenstunden endet. Bei seiner Block-Party vereint Dave Chappelle Musikgrößen, Fans und eine große Brooklyner Nachbarschaft zu einem der größten Hip-Hop-Festivals aller Zeiten. Gepaart mit dem komödiantisch-charmanten Wesen Chappelles, wird die durchaus auch sozialkritische Dokumentation zu einem sehenswerten Vergnügen.“ (moviemaze) HH

Dead or Alive USA 2006, R: Corey Yuen, D: Jaime Pressly, Holly Valance

„In der Adaption des beliebten Videospiels prügeln sich schlagfertige Schönheiten um zehn Millionen Dollar Preisgeld. Harmloser, auf das junge Publikum zugeschnittener Action-Klamauk mit sexy Darstellerinnen in textilarmen Outfits – und ebenso knapper Story.“ (Cinema) DEL,HB, HH, OL

Deutschland. Ein Sommermärchen Deutschland 2006, R: Sönke Wortmann

„Die Spiele, die Euphorie, die Tore, die Partys: Wer die Magie, die sich während der Fußball-Weltmeisterschaft über ganz Deutschland legte, noch einmal spüren möchte, für den ist dieser Film ein Muss. Was Wortmann und sein Co-Kameramann Frank Griebe (‚Das Parfum‘) einfingen, ist mit nichts zu vergleichen, was über die Fernsehsender an die Öffentlichkeit gelangte. Dies ist der ungefilterte Blick auf einen Haufen sympathischer Jungs im Abenteuerland, das gefilmte Protokoll eines Unterfangens, das nach außen zwar staatstragende Züge hat, hinter den Kulissen aber mitunter an die Stimmung bei einer Klassenfahrt erinnert.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

E

Eine unbequeme Wahrheit USA 2006, R: Davis Guggenheim

„Seit 1989 zieht Al Gore mit einem Vortrag durch die Lande, mit dem er sein Publikum für die Gefahren der ‚Globalen Erwärmung‘ sensibilisieren will. Dieser Vortrag ist das Kernstück von ‚An Inconvenient Truth‘, einem politischen Dokumentarfilm, der als Vervielfacher der Botschaft fungiert und aus dem Zuschauer/Zuhörer einen unmittelbar Handelnden machen will. Guggenheim und Gore nutzen das Kino selbstbewußt und offensiv als moralische Anstalt, in dem festen Glauben an die demokratische Utopie, dass Veränderungen diskursiv durchgesetzt werden.“ (tip)H, HB, HH, HL, OL

Ein Freund von mir Deutschland 2006, R: Sebastian Schipper, D: Daniel Brühl, Jürgen Vogel

„Es kann keine größere Auszeichnung für den deutschen Film geben, als wenn sich unsere linksrheinischen Kinogötter zu dem Befund hinreißen lassen, es gebe im Lichtspielwesen neuerdings eine Nouvelle Vague Allemande. Der Film „Ein Freund von mir“ von Sebastian Schipper nährt aufs Schönste den Verdacht, die Franzosen hätten womöglich recht. Wie sich in diesem Roadmovie, das kein Roadmovie ist, eine Freundschaft entwickelt, die keine Freundschaft ist, und eine Liebe knospt, deren Blüte eher unwahrscheinlich ist: Das hätten wir dem deutschen Film vor ein paar Jahren nicht zugetraut.“ (Die Welt) H, HB, HH, OL

Emmas Glück Deutschland 2005, R: Sven Taddicken, D: Jördis Triebe, Jürgen Vogel

„‚Emmas Glück‘ erzählt von der zärtlichsten Halsabschneiderin des Kinos. Die Bäuerin Emma lebt allein unter Schweinen und weiß sie sanft zu töten. Sie küsst und herzt die Tiere, bevor sie ihnen das Messer an die Kehle setzt. Als es einen Autoverkäufer auf Emmas Hof verschlägt, beginnt eine bezaubernde Geschichte über Männer, Schweine, die große Liebe und den Weg allen Fleisches. Basieren auf Claudia Schreibers Roman ist Regisseur Sven Taddicken mit zwei großartig harmonierenden Hauptdarstellern ein ebenso schwungvoller wie bewegender Film gelungen. (Der Spiegel) H, HB, KI

G

Großmutters Liebling (Grandma‘s Boy) USA 1922, R: Fred Newmeyer, D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Anna Townsend / Stummfilm mit Klavierbegleitung durch Robert Israel, einen der bedeutendsten Stummfilm-Pianisten der USA

„Der vermeintliche Talisman seines im amerikanischen Bürgerkrieg als Held gefeierten Großvaters hilft dem Muttersöhnchen Harold, seine Angst vor einem brutalen Grobian zu überwinden, erweist sich schließlich aber als eine geschickte Erfindung seiner psychotherapeutisch hoch begabten Großmutter. Nicht nur für Fans ist dieser erste abendfüllende Lloyd-Film ein großer Spaß.“ (Metropolis) HH, HL

Guy Maddin: Waiting for Twilight Kanada 1997, R: Noam Gonick / Originalfassung ohne Untertitel Noam Gonick beobachtet in diesem Dokumentarfilm die Vorbereitungen und Dreharbeiten zu „Twilight of the Ice Nymphs“ , die in der riesigen Lagerhalle einer stillgelegten Stahlgießerei in Winnipeg, Kanada, stattfinden.“ (Metropolis) HH

H

Hokkabaz Türkei 2006, R: Ali Taner Baltaci, Cem Yilmaz, D: Cem Yilmaz, Mazhar Alanson / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein türkisches Road-Movie als zeitgemäße Gauklerposse von G.O.R.A-Darsteller und -Drehbuchautor Cem Yilmaz. Das Regie-Debüt des Kabarettisten und Schauspielers Cem Yilmaz, der gleich noch das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle übernahm, ist eine überdrehte und dennoch warmherzige Komödie über die unbändige Leidenschaft zur Bühne. Eine spritzige, teils brüllend komische, nie jedoch alberne Hommage an alle Gaukler, Zauberer und alle die, für die die Bretter tatsächlich die Welt bedeuten.“ (Blickpunkt:Film ) H, HB, HH

I

Ich bin die Andere Deutschland 2006, R: Margarethe von Trotta, D: Katja Riemann, August Diehl

„Nach dem Roman der einstigen Fassbinder-Autoren Per Märthesheimer und Pea Fröhlich, die auch das Drehbuch verfassten, drehte Margarethe von Trotta mit ihrem ‚Rosenstraße‘-Star Katja Riemann – abermals in einer Paraderolle – das raffinierte und eindringliche Geschichte einer Amour fou, deren Abgründe durchaus den Bereich des Psychothrillers berühren. An der Seite von Riemann spielen in dem sinnlichen Melodram der exzellente August Diehl, Armin Mueller-Stahl und Barbara Auer.“ Blickpunkt:Film) DEL, H, HH, OL

In den Süden Frankreich/Kanada 2005, R: Laurent Cantet, D: Charlotte Rampling, Karen Young

„Haiti, Anfang der achtziger Jahre: Trotz politischen Unruhen räkeln sich Touristen aus aller Welt in einem paradiesischen Hotel am weißen Sandstrand – vor allem aber Touristinnen in reiferen Jahren. So lassen sich etwa die forsche Britin Helen (Charlotte Rampling) und die naiv-prüde Amerikanerin Brenda (Karen Young) auf ihrer Suche nach Liebe, Geborgenheit und Sex in die Arme junger Haitianer fallen, die Charme und Zärtlichkeiten gegen ein paar Dollars tauschen. Dem französischen Filmemacher Laurent Cantet gelingt es mit seinem dritten Spielfilm, die untrennbare Verschweißung von Intimität und Macht, Liebe und Ökonomie in der Begegnung zwischen ärmerer Südbevölkerung und westlichen Touristen in bestürzender, aber völlig wertfreier Offenheit darzustellen.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

J

Jede Sekunde zählt – The Guardian USA 2006, R: Andrew Davis, D: Kevin Costner, Ashton Kutcher

„Zuschauer, die bei Wolfgang Petersens ‚Der Sturm‘ mitzitterten, als tollkühne Kampfschwimmer vom Hubschrauber in die tosende See sprangen, gehören zur Zielgruppe für dieses routinierte Action-Heldenepos von Regisseur Andrew Davis über die mutigen Such- und Rettungsschwimmer der US-Küstenwache. ‚Wenn Hurrikans die Navy lahm legen, dann gehen wir raus‘, belehrt der Ausbilder Ben Randall seine Rekruten, unter denen der aufsässige Schwimmer Jake erst tüchtig gedrillt werden muss, bevor er andere und damit sich selbst retten kann. Und das dauert mit 139 Minuten voller Macho-Appeal, Edelmut und umfassender Vorhersehbarkeit furchtbar lange.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH,OL

K

Kabhi alvida naa kehna Indien 2006, R: Karan Johar, D: Shah Rukh Khan, Amitabh Bachchan

„Die schwelenden Ehekrisen zweier luxuriös in New York lebender indischer Yuppiepaare eskalieren, als sich der Ehegatte des einen Paares leidenschaftlich in die Gattin des anderen verliebt. Die dünne Handlung wird in zwei parallelen Erzählsträngen mehr als drei Stunden lang entwickelt, doch das beherzte Spiel des Topstar-Ensembles lässt keine Langeweile aufkommen - zumindest bei Bollywood-Fans.“ (tip) HH

Das kleine Arschloch und der alte Sack Deutschland 2005, R: Michael Schaack

„Auch Michael Schaacks ‚Das kleine Arschloch und der alte Sack‘ wartet zehn Jahre nach der ersten, auf Walter Moers’ Comics basierenden Arschlochattacke natürlich mit einer hohen Frequenz an geschmacklosen Einfällen und politischen Unkorrektheiten auf. Während es der alte Sa(filmdienst) ck diesmal in einer einem Genusstempel gleichenden Hölle mit nymphomanischen Krankenschwestern treiben darf, wird der leidensfähige Hund Pepi vom kleinen Arschloch nach allen Regeln der sadistischen Kunst gequält. Mal angestrengt, immer derb, gelegentlich witzig.“ (tip) H, HB

Klick USA 2006, R: Frank Coraci, D: Adam Sandler, Christopher Walken

„Ein vom Alltag überforderter Architekt und Familienvater manövriert sich mittels einer ‚magischen‘ Universal-Fernbedienung durchs Leben. Zunächst genießt er die Abwesenheit jedweder Probleme, bis er schließlich feststellen muss, dass sein Leben eigentlich ohne ihn stattgefunden hat. Die mit zahlreichen Zoten belastete Komödie schöpft das tragische Potenzial der Geschichte nie aus und nimmt durch schlecht getimte Gags und Dialoge eher penetrante Züge an.“ (filmdienst) H, HB

L

Lapislazuli – Im Auge des Bären Österreich/Deutschland 2006, R: Wolfgang Murnberger, D: Clarence John Ryan, Julia Krombach

„Eine 13-jähriges Mädchen flieht vor seinen familiären Problemen in die Gebirgswelt der Alpen, wo es einem etwa gleichaltrigen Neandertaler-Jungen begegnet, der durch einen Meteoriteneinschlag zum Leben erweckt wurde. Fantastischer Abenteuerfilm um zwei Kinder auf der Suche nach ihrem jeweiligen Zuhause, die über Zeiten und Welten hinweg vergleichbare Sorgen verbinden. Weitgehend spannend erzählt und in den Landschaftsaufnahmen eindrucksvoll fotografiert, bürdet sich der Film zu viele Themen auf, die plakativ auf einige Schlaglichter und schematisch gezeichnete Figuren verteilt werden.“ (filmdienst) H, HB, OL

Das Leben, das ich immer wollte Italien 2004, R: Giuseppe Piccioni, D: Luigi Lo Cascio, Sandra Ceccarelli

„Bei den Dreharbeiten zu einem herzschmerzenden Kostümfilm lernen sich Laura und Stefano kennen und kämpfen mit der Ähnlichkeit zwischen dem Leben vor und hinter der Kamera. Wunderbar der Kontrast zwischen den hochemotionalen Dialogen, die sich die beiden am Jahrhundertwende-Set aus den Herzkammern schütten, und den Niederungen des postmodernen Beziehungsclinchs. Elegant und sehr unterhaltsam lustwandelt Piccioni zwischen den beiden Erzähl- und Zeitebenen. Waren es damals die gesellschaftlichen Konventionen, gegen die die Liebenden mit glühender Leidenschaft rebellierten, stehen sie sich heute zögernd, zaudernd und in eigenen Eitelkeiten gefangen vornehmlich selbst im Weg.“ (Der Tagesspiegel) HB

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„‚Das Leben der Anderen‘ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachun USA 2006, R: Oliver Stone, D: Nicolas Cage, Michael Penag leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt.“ (hip) H, HH, KI

Lucas der Ameisenschreck USA 2006, R: John A. Davis

„Nils Holgersson in der Insektenwelt: Ein geschrumpfter Rabauke soll bei dem winzigen Krabbelvolk Manieren und Rücksicht lernen. Trickfilmer John A. Davis, dem die Steppkes bereits den originellen Nerd-Spaß ‚Jimmy Neutron‘ zu verdanken haben, serviert seine Fabel mit viel schrägem Witz, beachtlichen (wenn auch nicht herausragenden) Animationen und einer gehörigen Portion Knirps-Action.Kurzweilig, rasant, komisch und sympathisch. Im Gegensatz zu ‚Ab durch die Hecke‘ oder ‚Ice Age 2‘ ist dies allerdings ein reiner Kinderfilm.“ (Cinema) H, HB, HH

M

Marie Antoinette USA 2006, R: Sofia Coppola, D: Kirsten Dunst, Jason Schwartzman

„Porträt der französischen Königin Marie Antoinette von ihrer Verlobung mit dem Dauphin und späteren König Ludwig XVI. bis hin zur Flucht des Paares aus Paris während der französischen Revolution. Regisseurin Sophia Coppola blendet soziale und politische Zusammenhänge aus und lässt sich ganz auf die subjektive Sicht ihrer Hauptfigur ein, die sich mit Kauforgien, Partys und einer schalen Affäre aus der Langeweile und der strengen Etikette flüchtet. Ohne selbst in Oberflächlichkeiten zu erstarren, werden dabei konsequent die Grenzen der dekadenten höfischen Welt reflektiert.“ (filmdienst) HB, HH, KI,OL

Mit Herz und Hand Neuseeland/USA 2005, R: Roger Donaldson, D: Anthony Hopkins, Jessica Cauffiel

„Burt Munro (Anthony Hopkins) ist ein Original, das am liebsten in seiner Garage in der neuseeländischen Provinz an seinem geliebten Motorrad, einer alten „Indian“, herumschraubt. Eines Tages erfüllt er sich einen Traum und macht sich auf die weite Reise nach Utah, um dort an der legendären „Speed Week“ teilzunehmen und einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen. Auf der sehr skurrilen Reise begegnen ihm die verschiedensten Menschen, die sich allesamt vom kauzigen Charme des „Kiwi“ anstekken lassen. Der Film ist eine liebevolle Hommage an einen symphatischen Außenseiter, der trotz aller seiner Ecken und Kanten durch seine humorige Lebensweisheit stets die Zuneigung aller auf seiner Seite hat. Der überzeugende Sportfilm lebt in erster Linie von der Präsenz seines hervorragenden Hauptdarstellers.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, KI

Morgen, Findus, wird‘s was geben Schweden / Dänemark / Deutschland 2005, R: Jørgen Lerdam, Anders Sørensen

„Es weihnachtet sehr im winterlichen Schweden, wo der alte Pettersson schwer damit beschäftigt ist, pünktlich zum Fest einen automatischen Weihnachtsmann für seinen kecken Kater Findus zu erfinden, denn der will nie wieder Weihnachten feiern, wenn der Weihnachtsmann nicht persönlich vorbeikommt. Zwar wurden unter der Regie von Jørgen Lerdam und Anders Sørensen Erzähl- und Animationsstil der ersten beiden Kinder-Cartoons geglättet und perfektioniert, aber wie immer bestehen die Helden auch dieses Kino-Abenteuer um Freundschaft und Hilfsbereitschaft mit Bravour und sorgen für herzerwärmendes Vorweihnachtsvergnügen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

N

Neil Young: Heart Of Gold USA 2006, R: Jonathan Demme

“Jonathan Demmes Konzertfilm dokumentiert mit großem Feingefühl die Weltpremiere von Neil Youngs Album „Prairie Wind“ vom 18. August 2005. Die Musiker zelebrieren einen erdverbundenen Sound, wobei Young als begnadeter Geschichtenerzähler zum Kern amerikanischen Empfindens vorstößt. Aufmerksam fängt Demme das intime Spiel der Musiker untereinander und miteinander durch die zurückhaltende Kameraführung ein und vermeidet hektische Schnittfolgen, wobei der Funke vom geschichtsträchtigen Konzertsaal in Nashville auf die Kinoleinwand überzuspringen scheint.“ (filmdienst) H

No. 2 Neuseeland 2005 R: Toa Fraser, D: Ruby Dee, Tuva Novotny

„Eine Familienfeier im großen Stil steht an, so jedenfalls wünscht es die willensstarke Matriarchin Nana Maria. Die Maori-Sippe allerdings ist zerstritten oder zumindest mit eigenen Alltagssorgen befasst. Von den kleineren Unebenheiten und Nervereien vermag der Neuseeländer Toa Fraser in seinem Familienporträt sehr lebendig zu erzählen auf angenehm beiläufige, doch nie nachlässige Weise.“ (tip)H, HH

O

Oh, wie schön ist Panama Deutschland 2006, R: Martin Otevrel

„Erste Verfilmung des Klassikers von Janosch über den kleinen Tiger und den kleinen Bär, die sich auf die Reise nach Panama machen, um festzustellen, dass es nirgends schöner ist als daheim. Sehr eng hält sich Regisseur Martin Otrevel (Janosch-erfahren mit ‚Papa Löwe und seine glücklichen Kinder‘) bei der ersten Verfilmung der längst zum Klassiker avancierten Kindergeschichte von Janosch aus dem Jahr 1978 an die Vorlage. Der Film besticht durch seine absolut kindgerechte Erzählung und den zeitlosen Charme der Figuren und Geschichte. Als Sprecher für die Hauptfiguren konnten die Top-Stars Til Schweiger und Anke Engelke gewonnen werden, die u.a. von den Comedians Mirko Nontschew und Ralf Schmitz unterstützt werden.“ (Blickpunkt:Film) H, HH, HB,OL

Offset Deutschland/Frankreich/Schweiz 2006, OmU, R: PDidi Danquart, D: Alexandra Maria Lara, Felix Klare („Eine Offset-Druckmaschine, die von einem deutschen Ingenieur in einem rumänischen Betrieb aufgestellt und gewartet wird, ist äußerer Anlass für Missstimmungen zwischen allen Beteiligten. Der wahre Grund ist jedoch, dass der Deutsche dem rumänischen Auftraggeber die Geliebte, seine Sekretärin, auszuspannen droht. Mischung aus Liebesgeschichte, Psychodrama und Kultur-Tragikomödie, die die Motivation ihrer Charaktere nicht eindeutig zu vermitteln versteht. Durch das ausgezeichnete Spiel und die erlesene Fotografie entwickelt der Film dennoch Unterhaltungswert.“ (filmdienst) H

P

Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders Deutschland 2006, R: Tom Tykwer, D: Ben Whishaw, Dustin Hoffman

„Das Parfüm“ ist im Grunde ja eine zutiefst pessimistische Geschichte, und Jean-Baptiste Grenouille bleibt ein mörderischer Anti-Held, für den man bis zuletzt kaum Mitgefühl sondern eher eine manchmal schon an Ekel grenzende Faszination empfindet. Und hierbei ist Tykwer erstaunlich werktreu geblieben. Anders als bei den meisten anderen Literaturadaptionen, die Bernd Eichinger produzierte, wurde hier nicht alles Provozierende der Vorlage verwässert und glatt gebügelt. Tykwer hat das Paris des 18. Jahrhunderts in grandiosen Bildern lebendig werden lassen. Aber die Geschichte, die er erzählt, bleibt düster und brutal. Er hat auch einen verschwenderisch ausgestatteten Kostümfilm inszeniert, in dem 1000 Komparsen sich bei der Hinrichtungsszene die Kleider vom Leib reißen und sich orgiastisch miteinander vergnügen. Nicht nur bei dieser Sequenz, die Tykwer weder prüde noch obszön inszenierte, erweist er sich als ein stil sicherer Filmemacher, der so kreativ ist, dass er a(filmdienst) uch bei solch einer aufwendigen Literaturverfilmung seine eigene Duftmarke nicht verliert. (hip) DEL, H, HB, HH, HL,OL

Play Your Own Thing - Eine Geschichte des Jazz in Europa Deutschland/Dänemark/Schweiz/Norwegen/Finnland 2006, R: Julian Benedikt

„In seinem dritten Film über Jazz richtet Julian Benedikt seinen Blick auf Europa. Ein weites Feld, wie sich zeigt; entsprechend prall gefüllt ist der Film mit Konzertszenen, Archivbildern und Interviews mit Größen wie Juliette Gréco, Albert Mangelsdorff oder Palle Mikkelborg. Leichter als mit Worten überträgt sich die Faszination am Jazz allerdings oft angesichts der Musiker in Aktion - in Gestalt von bizarren Freejazz-Improvisationen bis hin zur Live-Sessions im DDR-Fernsehen.“ (tip) HB, HH

S

The Saddest Music in the World Kanada 2003, R: Guy Maddin, D: Isabella Rossellini, Mark McKinney / Originalfassung mit Untertiteln

Mit „The Saddest Music in the World“ hat Maddin ein Musical aus der Zeit der Depressionsjahre gezaubert. Kurz vor der Aufhebung der Prohibition in den USA schwimmt ganz Kanada zwar in Alkohol, aber dennoch wurde Winnipeg schon im vierten Jahr von der Londoner Times als „die Welthauptstadt der Sorgen“ ausgezeichnet. Deshalb veranstaltet die Brauereibesitzerin Lady Port-Huntly (Isabella Rossellini) einen Wettbewerb, bei dem die „traurigste Musik der Welt“ prämiert werden soll. Diese hyperpathetische Erzählung basiert auf einem Werk des Schriftstellers Kazuo Ishiguro - und ist natürlich ein großer Witz. Und dieser ist um so komischer, weil Maddin ihn scheinbar ernsthaft in Szene setzt. Eine Komödie ohne Pointen, ohne Gags und komisches Timing. Die Schauspieler spielen die lächerlichsten Szenen ohne ein Augenzwinkern - und Isabella Rossellini tanzt im tragischen Finale ekstatisch auf ihren mit Bier gefüllten Glasbeinen. (hip) HB, HH

Santa Clause 3 USA 2006, R: Michael Lembeck, D: Tim Allen, Elizabeth Mitchell

„Die Vorgänger von 1994 und 2002 zogen ihren Reiz daraus, dass ein Mann aus der realen Welt (Tim Allen) zum Santa Clause in der Märchenwelt am Nordpol wird. Dieser Reiz ist im dritten Teil nicht mehr vorhanden, hier geht es um den witzlosen Streit von Santa und seinem Widersacher Jack Frost, ausgetragen vor kitschigen Billigkulissen. Wer‘s unbedingt sehen will, sollte bis zum Schluss im Kino sitzen bleiben: die Outtakes im Abspann sind das Beste.“ (Cinema), DEL, H, HB, HH, OL

Schwanensee Deutschland 1967, R: Truck Branss, D: Rudelf Nureyev, Margot Fonteyn„Das klassische Ballett hier in der tragisch endenden Fassung mit Tschaikowskis Musik in einer Aufführung der Wiener Staatsoper, glänzend interpretiert von Margot Fonteyn und Rudolf Nurejew.“ (Lexikon des internationalen Films) H, HB, HH

Science of Sleep – Anleitung zum Träumen Frankreich 2005, R: Michel Gondry, D: Gael Garcia Bernal, Charlotte Gainsbourg

„Stéphane, ein Mexikaner in Paris, erweist sich als hoffnungsloser Träumer, wenn er unter anderm eine Zeitmaschine erfindet, um 1 Sekunde in die Zukunft zu reisen. Einzig Stéphanie von nebenan scheint Stéphane in seine Welt folgen zu wollen. Et voilà: Er verliebt sich in sie, sie sich hingegen nicht in ihn; so dass mancher Traum Wirklichkeit wird und die Wirklichkeit sich zu einem wahren Albtraum auswächst. Indes der Autor-Regisseur Michel Gondry, ebenfalls in kindlichem Übermut, seine entzückenden Kunststücke am liebsten alle auf einmal vorführen möchte – die Pappmaché-Autos, das Zellophanwasser wie aus einem russischen Trickfilm, die (taz) H wollenen Schäfchenwolken –, bis unsre Lider schwer … und schwerer werden.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH

Sehnsucht Deutschland 2006, R: Valeska Griesebach, D: Anett Dornbusch, Andreas Müller

„‚Sehnsucht‘ entdeckt in der tiefen deutschen Provinz ganz große Emotionen. Im brandenburgischen Dorf Zühlen wacht der verheiratete Handwerker Markus Koplin eines Morgens neben einer Kellnerin auf und kann sich an kaum mehr erinnern als an den ersten Drink. So wie die Feuerwehr in diesem Film nichts zu löschen hat außer den Durst und zündelnd die Flammen des Osterfeuers am Lodern hält, sind die Bewohner für jeden Funken der Leidenschaft dankbar. Doch ohne das dörfliche Leben je zu denunzieren, ist der jungen Berliner Regisseurin Valeska Grisebach ein schroffer Liebesfilm gelungen, voller Zuneigung zu ihren Figuren, die auf anrührende Weise nicht wissen, wohin mit ihren Gefühlen.“ (Der Spiegel) HH

Septemberweizen Deutschland 1980, R: Peter Krieg

“Die Dokumentation beleuchtet in sieben thematischen Schwerpunkten kritisch die Vermarktung des Weizens in den USA vom Anbau bis zum Endprodukt Brot. Die fantasievolle Dramaturgie des vieldiskutierten und preisgekrönten Films vermittelt eine Fülle interessanter Fakten, offener Fragen und ungelöster Widersprüche; der provokant-subjektive Zugriff des Films kann eine Diskussion bereichern.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Shortbus USA 2006, R: John Cameron Mitchell, D: Raphael Barker, Lindsay Beamish

„‚Shortbus‘ ist eine Filmreise ins Wunderland der körperlichen Liebe, die der US-Regisseur John Cameron Mitchell rund um den New Yorker Privatclub Shortbus inszeniert hat. In dem Etablissement treffen sich allerlei experimentierfreudige Männer und Frauen, die auf sexuelle Selbstverwirklichung hoffen, weil sie von kleineren Nöten gepeinigt werden. Gleich zu Beginn sieht man etwa einem Paar dabei zu, wie es sich durch eine Art Hochleistungs-Kamasutra vögelt; eine Domina quält in einem Apartment mit Blick auf Ground Zero einen reichen jungen Schnösel; und ein junger Schwuler besorgt es sich selbst, indem er sich so lange verbiegt, bis er seinen Penis in den eigenen Mund befördert hat. Derlei amüsante Sensationen präsentiert Mitchell ohne Scheu vor pornografischen Bildern, aber mit umwerfendem Charme - frei nach der Devise: Befreie deine Triebe, dein Hirn wird folgen!“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

7 Jungfrauen (7 Vírgenes)Spanien 2005; R: Alberto Rodríguez, D: Juan José Ballesta, Jesús Carroz / Originalfassung mit Untertiteln

“Zwischen Sex, Drugs & Rock‘n‘Roll entdeckt Alberto Rodríguez die Bilder und Klänge der Großstadt in seinem neuen Film über einen jungen Straftäter, der für achtundvierzig Stunden aus der Haftanstalt entlassen wird.“ (critic) H

7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug Deutschland 2006, R: Sven Unterwaldt jr., D: Otto Waalkes, Mirco Nontschew

„Der Wald ist nicht genug“ für die debilen Gnome, die vor zwei Jahren fast sieben Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos lockten. Im Fortsetzungsfilm soll ausgerechnet der einfältigste aller Zipfelmützenträger (gespielt von Otto Waalkes) die Zwerge gegen Rumpelstilzchen in den Kampf um Schneewittchens Kind führen. Der wüste Märchenmix setzt auf das bewährte All-Star-Team deutscher Komiker, doch statt der anarchischen Ausgelassenheit des ersten Teils breitet sich langatmige Einfallslosigkeit aus. Selten wirkte Dummheit auf der Leinwand so ermüdend.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Sinav - Die Prüfung Türkei 2006, R: Ömer Faruk Sorak D: Jean-Claude Van Damme, Ismail Hacioglu / Originalfassung mit Untertiteln

„Mit einem kleinen Einbruch in den Schulcomputer ergaunern sich fünf trickreiche Teenager die Prüfungsfragen und schrauben ihre Abschlussnote damit kräftig nach oben. Der schwierige Teil kommt allerdings erst noch. Bei den Aufnahmetests an der Uni wollen sie genauso v (taz) Horgehen. Doch das ausgeklügelte Sicherheitssystem lässt sich nur mithilfe eines echten Meisterdiebs (Jean-Claude Van Damme) knacken. Und den muss man erst einmal von dem Vorhaben überzeugen. Mit der Komödie „Vizontele“ feierte Regisseur Ömer Faruk Sorak auch über die Grenzen der Türkei hinaus Erfolge. In diesem perfekt auf die junge Zielgruppe zugeschnittenen Mix aus Teenage-Comedy, Action und Caper-Movie schickt er das Who‘s who der osmanischen Jungstars sowie Jean-Claude Van Da (taz) Hmme als reaktivierten Einbrecherkönig auf digitalen Beutezug.“ (TV-movie) H, HB, HH

Snow Cake Großbritannien/Kanada 2006, R: Marc Evans, D: Alan Rickman, Sigourney Weaver

„Ein wortkarger Engländer nimmt bei einer Fahrt durch das winterlich kalte Ontario eine junge Anhalterin mit, die wenig später bei einem Unfall ums Leben kommt. Als er ihre Mutter aufsucht, wird er mit dem befremdlichen Verhalten einer scheinbar gefühlskalten Autistin konfrontiert, die den Tod ihrer Tochter ungerührt zur Kenntnis nimmt. Er bleibt bis zum Begräbnis bei ihr, wodurch auch bei ihm innere Narben zu schmerzen beginnen. Leises, berührendes Drama, das sich an Verdrängungen und seelischen Wunden abarbeitet, wobei manche Wendung des weitgehend über Bilder und Stimmungen erzählten Plots allzu abrupt und konstruiert wirkt.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI

Sommer 04 Deutschland 2005, R: Stefan Krohmer, D: Martina Gedeck, Robert Seeliger

„Während der Sommerferien an der Schlei in Schleswig-Holstein fühlt sich eine etwa 40-jährige Frau für die frühreife Freundin des Sohnes verantwortlich, will sie vor den angeblichen Avancen eines Amerikaners schützen und verliebt sich selbst in ihn. Daraus entwickelt sich ein komplexes Familiendrama um die Grenzen von Moral, Schuld und Liebe; was in leichter Ferienatmosphäre beginnt, endet tragisch. Hervorragend gespielt und eindrucksvoll fotografiert, verbindet der anspielungs- und bedeutungsreiche Film die Nonchalance und Beiläufigkeit des französisches Kinos mit einer tiefgründigen Reflexion über das Sexuelle als treibende Kraft im menschlichen und sozialen Leben sowie das Schweigen und die Unaufrichtigkeit im Umgang der Generationen.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI

Step Up USA 2006, R: Anne Fletcher, D: Channing Tatum, Jenna Dewan

„Ein Krimineller verliebt sich in eine Ballett-Schülerin. Nach ‚Dance!‘ kommt hier der nächste Film, in dem widerspenstige junge Menschen mittels flotter Sohle in die Arme der Gesellschaft zurü (taz) Hckfinden. In diesem Mix aus Amore, wummernden Beats und heißen Tanzeinlagen (taz) Hüberzeugen allerdings nur letztere. Denn wenn die Darsteller den Mund aufmachen, wird die Lust an ihren geschmeidigen Bewegungen erheblich geschmälert.“ (Cinema) H, HB, HH,

OL

Die Sünderin Deutschland 1950, R: Willi Forst, D: Hildegard Knef, Gustav Fröhlich

„Dunkel waren die Nachkriegsjahre und erst recht keine gute Zeit für Frauen, die vom bürgerlichen Weg abkamen. ,Die Sünderin‘ von Willi Forst erzählt die Geschichte einer Gestrandeten (Hildegard Knef) und widmet sich den Tabu-Themen Prostitution, Euthanasie und Selbstmord. Das Resultat: Die Kirchen stiegen aus der FSK aus und machten den Film so zum Skandal - und absoluten Kassenerfolg.“ (taz) H

Swinger Club Deutschland 2005, R: Jan Georg Schütte, D: Stephan Schad, Susanne Wolff

„Das Treffen von fünf Freunden wird zur hochnotpeinlichen Angelegenheit, als sich diverse sexuelle Verwicklungen offenbaren und es im Spannungsfeld von Ansprüchen und Sehnsüchten zu gegenseitigen Verletzungen kommt. Spielfilm als Ergebnis einer schauspielerischen Improvisation. Reizvoll in seinem experimentellen Ansatz, mangelt es am visuellen Konzept sowie an der Verdichtung des Materials, sodass die Beziehungsfarce wenig mehr als ihre klischeebeladene Grundkonstellation zu bieten hat.“ (filmdienst) H ,HH

T

Der Teufel trägt Prada USA 2006, R: David Frankel, D: Meryl Streep, Anne Hathaway

„Lauren Weisbergers gleichnamiger Bestseller aus dem Jahr 2003 erschütterte weder die Welt der Mode, noch geriet die Bücherwelt aus den Fugen, aber die meisten Fashion-Victims krochen Weisberger auf den Leim. Viel pfiffiger als die selbstmitleidgetränkte ‚Abrechnung‘ zwischen Buchdeckeln ist die Leinwandversion. Es ist einmal mehr die Geschichte von Aschenputtel/Cinderella, die auch schon eine Audrey Hepburn oder Julia Roberts hell erstrahlen liess. Im Film spielt die erst 23-jährige Anne Hathaway einen Trampel, der keinen Schimmer hat von Mode. Die Pomeranze bewirbt sich beim Modemagazin ‚Runway‘ und wird von der Chefredaktorin, der teuflischen Miranda Priestly, als zweite Assistentin angestellt. Es beginnt ein Martyrium, denn Mirandas Eleganz ist gnadenlos. Meryl Streep ist satanisch gut in der Titelrolle, und Anne Hathaway ist ganz bezaubernd. Die Haute-Couture-Roben und -Kostüme, unerschwinglich für unsereiner, sind ein Gedicht.“ (Neue Zürcher Zeitung) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Thank You for Smoking USA 2005, R: Jason Reitman, D: Aaron Eckhart, Maria Bello

„Weniger der Tabakindustrie als den skrupellos wahrheitsverdrehenden ‚spin doctors‘ jeder Branche gilt diese brillante Satire. Aaron Eckhart verkörpert den aalglatten und wortgewandten Tabak-Lobbyisten Nick, der es mit krebskranken Teenagern ebenso aufnimmt wie mit politisch korrekten Senatoren, verführerischen Reporterinnen und einem bewaffneten Ex-‚Marlboro Man‘. In weiteren Rollen glänzen Robert Duvall, Maria Bello, William H. Macy und Katie Holmes. Jason Reitmans Adaption des Romans von Christopher Buckley ist ebenso bissig wie spassig, für Paffer genauso wie für Passivraucher.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HH

Thumbsucker USA 2006, R: Mike Mills, D: Lou Taylor Pucci, Keanu Reeves

„‚Thumbsucker‘ erzählt von einem 17-jährigen Daumen-Dauerlutscher (Lou Taylor Pucci), der allerlei Therapieformen ausprobiert, um sich von seinem lästigen Zwangsverhalten zu befreien, das ihn oft zum Schweigen und zur Einhändigkeit verdammt. Wohlmeinende Eltern (Vincent D‘Onofrio und Tilda Swinton), ein Kieferorthopäde (Keanu Reeves), der auch die Seele einrenken will, und sexuell experimentierfreudige Mädchen stehen ihm zur Seite. Mit viel feinsinniger Komik beschreibt Regisseur Mike Mills die Mühen des Erwachsenwerdens in einer Welt, in der die Eltern oft infantiler sind als ihre Kinder.“ (Der Spiegel) HH

Der tierisch verrückte Bauernhof USA 2006, R: Steve Oedekerk

„Auf einem Bauernhof, wo alle Tiere sprechen können, ohne dass die Menschen dies ahnen, übernimmt ein junger Bulle nach dem Tod seines Vaters widerwillig die Leitung, wobei er gegen die partyhungrigen Hoftiere ebenso vorgehen muss wie gegen hungrige Kojoten. Unterhaltsamer Trickfilm in erstklassiger Computeranimation, mit plastischen Figuren und einigen hübschen Einfällen. Das Vergnügen trüben einige dann doch allzu unglaubwürdige Details sowie düstere (Kampf-)Szenen mit den ‚feindlichen‘ Kojoten.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

TKKG – Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine Deutschland 2006, R: Tomy Wigand, D: Svea Bein, Lukas Eichhammer

„Die Hobbydetektive Tim, Karl, Klößchen und Gaby alias TKKG schreiten ein, als ein genialischer Mitschüler die ‚rätselhafte Mind-Machine‘ erfindet: eine gefährliche EEG-Apparatur wie aus Frankensteins Labor, mittels derer auch aus Unbegabten neue Einsteins werden. Tomy Wigands Verfilmung der Hörspielserie von 1979 bietet zeitgemäßes, erfrischendes Jugendkino, das die unsägliche TV-Adaption von 1985 vergessen lässt. Neben den Jungschauspielern überzeugen u.a. Jürgen Vogel, Ulrich Noethen und Jeanette Hain in Nebenrollen.“ (tip) DEL, H, HB, HH, OL

Twilight of the Ice Nymphs Kanada 1997, R: Guy Maddin, D: Nigel Whitmey,, Shelley Duvall / Originalfassung ohne Untertitel

Bei „Twilight of the Ice Nymphs“ konnte er dann 1997 zum ersten Mal mit einem Millionen-Budget und internationalen Stars wie Shelley Duvall arbeiten und das Ergebnis war eine erotische Idylle im Stil der Gemälde der französischen Symbolisten des 19. Jahrhunderts. (hip) HH

V

Volver – Zurückkehren Spanien 2006, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Carmen Maura

„Es sind keine schrillen Weiber am Rand des Nervenzusammenbruchs, die Pedro Almodóvar hier inszeniert, sondern Frauen, die mitten im Leben stehen, lebende und höchst lebendige Tote. ‚Surrealistischen Naturalismus‘ nennt der Spanier sein Stilprinzip, das ihm erlaubt, mühelos zwischen der Welt der Lebenden und derjenigen der Toten zu wechseln und sein großartiges Frauenensemble durch eine Geschichte zu dirigieren, in der sich Witz und unvermittelter Ernst, Komik und plötzliche Beklemmung auf bezaubernde Weise die Hand reichen. Das kulminiert in den Szenen, in denen die tote Mutter (Carmen Maura) den Schwestern Sole (Lola Dueñas) und Raimunda erscheint, letztere verkörpert von einer hinreißend schönen Penélope Cruz, der der Regisseur auf erotische Weise huldigt.“ (Neue Zürcher Zeitung) H

Vom Schaukeln der Dinge Deutschland 2005 R: Beatrix Schwehm „Abendfüllende Version des Porträts „Dritte Halbzeit“ über den an Parkinson erkrankten Schauspieler und Autor Rudolf Höhn.“ (bremerfilmkunsttheater) HB

W

Warum halb vier? Deutschland 2006, R: Lars Pape

“Anhand von Interviews mit bekannten wie unbekannten Zeitgenossen versucht der Dokumentarfilm die Faszination des Fußballs zu ergründen. In einigen Aussagen durchaus erhellend und unterhaltsam, findet der Film jedoch zu keiner Form, die seinem Sujet gerecht würde. Auch die sinn- und gemeinschaftsstiftende Funktion des Fußballs kommt nur ungenügend zum Ausdruck.“ (filmdienst) H, HB, KI, OL

Water Kanada/Indien 2005, R: Deepa Mehta, D: Lisa Ray, Seema Biswas

„Ein achtjähriges indisches MädcWicker Man hen, das von den Eltern zwangsverheiratet wurde, wird nach dem Tod des Ehemanns nach hinduistischem Brauch in einen Ashram für Witwen gesteckt. Hier trifft es Frauen, die ihr Schicksal teilen, vor allem aber eine Leidensgefährtin, die als Prostituierte für die Finanzierung des Ashrams sorgen muss. Gegen Ende der 1930er-Jahre in Benares spielender Abschluss der ‚Elemente‘-Trilogie von Deepa Mehta über das Schicksal indischer Frauen. Der subtil inszenierte, detailreich ausgestattete Film erzählt von einer traditionellen Form der Unterdrükkung; die zwischen Trauer und Hoffnung, Melancholie und Romantik pendelnde Geschichte wird durch den märchenhaften Schluss aufgebrochen.“ (filmdienst) HB

The Wicker Man USA 2006, R: Neil LaBute, D: Nicolas Cage, Ellen Burstyn

„Ein Polizist reist auf eine kleine Privatinsel, um nach einem lange vermissten Mädchen zu fahnden. Er trifft dort auf eine sektenähnliche, oberflächlich sehr friedliche Gemeinschaft, die unter der Leitung einer „Königin“ eine Gesellschaftsform ähnlich der Bienen aufgebaut hat. Doch das Matriarchat birgt ein dunkles Geheimnis, das dem Polizisten zum Verhängnis zu werden droht. Kraftlos-prüde Adaption eines Gruselklassikers aus dem Jahr 1973, dem es trotz vielversprechender Ansätze nicht gelingt, aus der in die Gegenwart transportierten Geschichte das angestrebte intellektuelle Angstkino zu machen.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, KI

Der Wind Argentinien/Spanien 2005, R: Eduardo Mignogna, D: Federico Luppi, Antonella Costa

„Ein alter Mann aus der argentinischen Grenzregion Patagoniens beschließt, sein Leben ins Reine zu bringen. Er bricht zu einer Reise nach Buenos Aires auf, um seine Tochter zu besuchen und längst überfällige Probleme zu lösen. Der dialoglastige Film sucht kaum nach überzeugenden Bildern, sondern verlässt sich in erster Linie auf die Ausdrucksstärke seiner beiden überzeugenden Hauptdarsteller.“ (filmdienst) OL

World Trade Center USA 2006, R: Oliver Stone, D: Nicolas Cage, Michael Pena

„Ohne Darstellung der Hintergründe und ohne Einbeziehung der Folgeerscheinungen berichtet Oliver Stone über den Terroranschlag vom 11. September 2001. Er tut das ausschließlich aus dem Blickwinkel zweier Polizisten, die unter den Trümmern des einstürzenden World Trade Centers eingeschlossen werden, und deren daheim wartenden Familien. Der ganz und gar unpolitische Film besitzt in seiner unverhohlenen Emotionalität mehr therapeutische als historisch erhellende Qualitäten. Von dem rebellischen und regierungskritischen Oliver Stone früherer Tage ist hier keine Spur mehr zu entdecken.“ (filmdienst) HB

Z

Zaina, Königin der Pferde Frankreich/Deutschland 2005, R: Genre: Bourdem Guerdjou, D: Aziza Nadir, Sami Bouajila

„Ein Mädchen wächst unter widrigen Umständen auf, lernt wichtige Lektionen fürs Leben und triumphiert am Ende auf dem Rücken eines Rennpferdes: Was Hollywood als zuckersüßes Märchen verpacken würde, erhält im Nomaden-Milieu, vor der Kulisse des Atlas-Gebirges in Marokko, eine raue Authentizität. Auch wenn die Geschichte mitunter zäh daherkommt und vieles in unseren Augen fremd erscheint - Pferdenarren werden Zaïna lieben.“ (Cinema) H, HB, HH, OL