Unrealistische Vorgaben für Endlagersuche

ATOMKRAFT (II) Gruppe von mehr als 70 Wissenschaftlern glaubt nicht an eine Lösung in nur zwei Jahren

Ein Forschungsverbund von mehr als 70 Wissenschaftlern hält den vom Bund vorgegebenen Zeitrahmen zur Endlagersuche für unrealistisch. Es sei „äußerst schwierig“, in nur zwei Jahren einen Standort für die strahlenden Reste der Atomindustrie zu finden, sagte Peter Hocke vom Karlsruher Institut für Technologie.

Die Forschungsgruppe „Entsorgungsoptionen für radioaktive Reststoffe“ (Entria) hatte am Mittwoch in Hannover ein erstes Memorandum veröffentlicht: Bei der Endlagersuche handele es sich um ein „vertracktes Problem“. Eine alle Seiten zufriedenstellende Lösung sei nicht vorstellbar, lautet ihre Warnung.

Konkrete Vorschläge wollen die vom Bundesforschungsministerium geförderten Natur- und Sozialwissenschaftler und Juristen deshalb erst in fünf Jahren präsentieren. Bis dahin wollen sie der vom Bund berufenen Endlagersuchkommission lediglich Gesprächsangebote machen.

Schon in ihrer ersten Veröffentlichung weisen die Wissenschaftler allerdings auf Deutschlands einzige Urananreicherungsanlage (UAA) hin: Die produziert unmittelbar an der niedersächsischen Landesgrenze im nordrhein-westfälischen Gronau immer neuen Atommüll. Schon heute dürfen auf dem UAA-Gelände 98.000 Tonnen radioaktives Material gelagert werden.

Die UAA verfügt über eine unbefristete Betriebsgenehmigung – und damit ist derzeit nicht einmal grob abschätzbar, wie groß die Menge des in Deutschland endzulagernden Atommülls irgendwann einmal sein wird.ANDREAS WYPUTTA