Für Unterhaltung sorgen

ZWEITE AUSGABE „Die 50 schönsten Rapper“, die dieses Mal im Astra Kulturhaus performten, waren nicht ganz so stark aufgestellt wie im vergangenen Jahr

Ein stark angetrunkener Marteria wusste durch ständiges Abknutschen der Rapkollegen zu überzeugen

Klappe, die zweite: Nachdem der Festsaal Kreuzberg bekanntermaßen abgebrannt ist, wurde die zweite Ausgabe von „Die 50 schönsten Rapper“ ins Astra Kulturhaus verlegt. Wobei der Titel eigentlich irreführend ist, das Ganze müsste mindestens „Die 49 schönsten Rapper und MC Fitti, die wandelnde Litfaßsäule im Pennerlook“ heißen, wenn man nicht sogar noch ein paar weiteren Künstlern die optischen Vorzüge absprechen möchte. Sollte es sowas wie Hass auf den ersten Blick geben, MC Fitti wäre mein Kandidat. Die Unwissenden unter ihnen werden mich nach wenigen Klicks verstehen können, YouTube und Co helfen weiter.

Veranstaltet vom Stadtmagazin-Blog „Mit Vergnügen“ und dem Pseudo-Rap-Modelabel „Muschi Kreuzberg“, welches sich darauf spezialisiert hat, HipHop-lastige Mode für Menschen zu produzieren, die HipHop eher als Zirkusnummer begreifen und sich neben dem Mediendesignstudium gerne mal „down with the street“ geben, treffen sich also besagte 50 Rapper, um jeweils einen Song zu performen. Neben Szenegrößen wie MachOne, Olli Banjo oder Morlockk Dilemma durfte man auch so vielversprechende Nachwuchskünstler wie Karate Andi und MC Bomber bestaunen, was allerdings nicht darüber hinwegtäuschte, dass das Line-up deutlich schwächer aufgestellt war als im vergangenen Jahr, wo unter anderem ein stark angetrunkener Marteria durch seine Dauerpräsenz auf der Bühne und sein ständiges Abknutschen der Rapkollegen zu überzeugen wusste. Auch der Familiencharakter geht bei einem derartigen Umzug von dem bereits vor dem Brand immer etwas zu heißen Holzsaal in Kreuzberg in die mittelgroße Halle in der Revaler Straße verloren, aber was soll’s. Früher war alles besser, das wusste man schon zu Zeiten der industriellen Revolution, es nützt ja alles nichts.

Damion Davis, sowie Flexis & Mo sorgten gewohnt livestark für beste Unterhaltung, konnten aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Protagonisten zu einem großen Teil Einheitsbrei-Sprechgesangsartisten waren, die noch dazu oft recht unmotiviert und schlecht gelaunt wirkten. Jetzt könnte man natürlich sagen, scheiß drauf, vertrau auf die flüssige Version von Photoshop, auch Alkohol genannt, und lach dir ein hübsches Mädchen an, oder um es mit Rap-Mogul Jay-Z zu sagen: „I got 99 problems but the bitch ain’t one.“ Dabei übersieht man allerdings, dass 99 Probleme immer noch eine ganze Menge sind.JURI STERNBURG