BALD IN BETRIEB: EUROPÄISCHE ZENTRAL-TEEKÜCHE

Fast paletti ist das Doppelhochhaus der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Jüngst durfte sich die Journaille bei der „dreidimensionalen Ikone“ (O-Ton Architekt Prix) umschauen. Bläulich schimmernd ragt die Hütte am Main auf. Umzingelt ist sie von einem 1,80 Meter hohen Staketen-Metallzaun, den die Macher „sehr schön durchsichtig“ finden – die Steuerzahler fühlen sich so garantiert weniger ausgesperrt. Das 100-prozentig noch teurer als schlappe 1,2 Milliarden Euro werdende Gebäude bietet eben Materialien vom Allerfeinsten. Ordentlich weit gucken auf das beschauliche Frankfurt lässt sich auch. Da könnte die Bankenkrise glatt in Vergessenheit geraten. Wären da nicht im Inneren die offenen Teeküchen! In den Farben des Regenbogens brühen Banker dort bald in jeder der 40 Etagen Tee auf. Die dazugehörige Küchenzeile changiert wohltuend zwischen Arztlabor und reduziertem Ausstellungsstück: Nix Ikone, stattdessen Ikea – samt eingebautem Reality-Check für die nötige Banker-Bodenhaftung. Doch selbst diese Prilblumen-Hölle werden sich die tapferen Turbokapitalisten schönreden.