Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Orhan Pamuks Roman „Schnee“ ist eine seltsam melancholische Wanderung durch die Gebirgspässe von Ich-Suche und religiösem Fundamentalismus. Und auch die Schilderung eines Clashs der städtisch-säkularen und der ländlich-islamischen Türkei. Im Ballhaus Naunyn-straße gibt es ab Donnerstag eine Theaterfassung des Stoffs zu sehen, dessen dunkles Zentrum eine Serie von Selbstmorden junger Frauen ist, die man gezwungen hatte, ihr Kopftuch abzulegen. Und ein Journalist aus der Stadt, der sich aufmacht, der Sache auf den Grund zu gehen. Was wäre, wenn Lenin 1917 das Schweizer Exil nicht verlassen und keine Revolution in Russland gemacht hätte, sondern die Alpenrepublik der erste sozialistische Staat der Welt geworden wäre? Diesen Fragen geht Christian Kracht in seinem Roman „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“ nach, den Armin Petras für das Theater adaptierte. Am Freitag kommt die Koproduktion mit dem Theater Stuttgart im Gorki Studio heraus. Die Tadbrothers, das klingt amerikanisch und soll es wahrscheinlich auch. Dabei wurden die Brüder, die das Duo bilden, im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in Düsseldorf geboren und „Tad“ setzt sich aus den Namen Toubiana, Avi und David zusammen. Denn so heißen die Tadbrothers im richtigen Leben, die am Samstag mit dem „Mord im Panini-Express“ im Admiralspalast den Berlinern ihren rheinisch-jüdischen Humor näher bringen wollen, der, wie gut unterrichtete Kreise zuverlässig bestätigen, durchaus von amerikanischer Coolness durchweht ist. Und sonst? Vielleicht mal wieder in die Komische Oper gehen, wo der Stoffdekonstrukteur Sebastian Baumgarten sich an Ralph Benatzkys Operettenklassiker von 1930 „Im Weißen Rößl“ macht, und zwar mit erstklassigen Kräften wie Dagmar Manzel, Kathrin Angerer und Irm Herrmann.

■ „Schnee“: Ballhaus Naunynstraße Schnee, ab Do

■ „Ich werde hier sein im Sonnenschein …“: Gorki Studio, ab Fr

■ „Mord im Panini-Express“: Admiralspalast, Sa

■ „Im Weißen Rößl“: Komische Oper, ab So